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Was du über die Rugby-WM wissen solltest

Am vergangenen Freitag begann in England und Wales die 8. Rugby-WM. Wenn du auch ein bisschen fachsimpeln willst, bist du hier genau richtig.
EPA

Seit wenigen Tagen läuft in England und Wales die 8. Rugby-WM, und auch wenn es die deutsche Mannschaft wieder nicht geschafft hat, sich fürs Endturnier zu qualifizieren, ist das noch lange kein Grund wegzuschauen. Denn diese Sportart verkörpert Athletik und Teamgeist wie kaum eine zweite. Und gut schießen können die Jungs auch noch, liebe Fußballfans. Und ja, schon am zweiten Turniertag kam es zu einer der größten Überraschungen der Rugby-Geschichte, als die hochfavorisierten Springboks aus Südafrika gegen aufopferungsvoll kämpfende Japaner in einem packenden Duell sensationell mit 32:34 unterlagen.

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Jetzt scheint also der richtige Zeitpunkt zu sein, um das Rugby-Halbwissen, das du bei deinem Auslandsaufenthalt in Australien erwerben konntest, ein für alle Mal zu vertiefen. Denn auch wenn es in der Regelkunde so kompliziert klingende Fachbegriffe wie „hands in the ruck" und „unbound flankers" gibt, ist Rugby im Grunde ein recht simpler Sport. Sauunterhaltsam dazu, und das auch schon für Anfänger. Also schnapp dir ein Bier—aber bitte nicht alkoholfrei, wir reden nämlich von Rugby—und genieß das Aufeinandertreffen von ganz, ganz starken Kerls.

Startschuss für die WM war am Freitag beim Duell zwischen England und Fidschi, das der Gastgeber vor 82.000 Zuschauern mit 35:11 deutlich für sich entscheiden konnte. Noch mehr Zuschauer kamen zum Spiel zwischen Titelverteidiger Neuseeland und Argentinien. Vor der Rekordkulisse von 89.019 Zuschauern im Wembley-Stadion konnten sich die All-Blacks mit viel Mühe mit 26:16 durchsetzen, nachdem zur Pause noch die „Pumas" mit 13:12 in Führung lagen.

Insgesamt nehmen 20 Nationen an der Endrunde teil. Nach der Vorrunde mit vier Gruppen à fünf Mannschaften qualifizieren sich jeweils die zwei Gruppenbesten für das Viertelfinale. Das Finale findet am 31. Oktober im legendären Twickenham statt.

Selten hat der Begriff „Todesgruppe" so gepasst

Auch wenn vor jedem großen Sportturnier Experten schnell von einer „Todesgruppe" sprechen und das Wort ein bisschen ausgelutscht ist, gibt es bei der diesjährigen Auflage der Rugby-WM wirklich eine Todesgruppe. Oder wie sollte man es sonst nennen, wenn der Zweite, Vierte und Fünfte der Welt (zusammen mit zwei weiteren Mannschaften, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit als Kanonenfutter herhalten müssen) sich zwei Viertelfinal-Tickets streitig machen werden? Die Rede ist von Gruppe A, bestehend aus Australien, England, Wales, Fidschi und Uruguay. Stichwort Kanonenfutter: Co-Gastgeber Wales (es finden auch in Cardiff ein paar Spiele statt) hat am Samstag im heimischen Millennium Stadium Uruguay mit 54:9 plattgemacht und für das bisher deutlichste Ergebnis gesorgt.

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Von den anderen Gruppen bietet die Gruppe D noch am meisten Spannung, wo sich Frankreich und Irland um den ersten Platz und damit einen leichteren Viertelfinalgegner ein packendes Duell liefern werden. Durch die überraschende Auftaktpleite von Südafrika ist plötzlich ein bisschen Spannung in die Gruppe B eingekehrt, auch wenn die Springboks am Ende trotzdem locker in die KO-Phase einziehen sollten, wohingegen Neuseeland mit seiner Gruppe C fast schon ein Freilos gezogen hat.

Für Rugby-Novizen: Ein echter Rugbyball ist nicht ganz so groß. Foto: EPA.

Wer wird den Titel am Ende holen?

Nachdem sie 2011 als Gastgeberland den „Webb Ellis Cup" in den Himmel strecken konnten und bereits seit rund 20 Jahrzehnten die Rugbyszene entscheidend mitbestimmen, peilen die New Zealand All-Blacks auch dieses Jahr wieder den Titel an. Angetrieben werden sie dabei auch von dem Wunsch, ihrem Starspieler Dan Carter, der vor vier Jahren noch verletzungsbedingt im Finale gegen Frankreich passen musste, zum ganz großen Titel zu verhelfen.

Als Nächstes (wenn auch nicht frei von sentimentalen Gründen) wäre Frankreich zu nennen, die schon dreimal im Finale gestanden haben, aber noch nie gewinnen konnten. Es wird kein leichter Gang für Les Bleus bis ins Finale, doch wenn sie es schaffen, in ihrer Gruppe Irland hinter sich zu lassen, sollte der Einzug ins Halbfinale machbar sein. Dort würden sie dann wahrscheinlich auf die starken Australier, WM-Dritte von 2011, treffen. Ein spannendes Match wäre garantiert. Genauso wie eine französische Mannschaft mit viel Wut im Bauch, nachdem man im Finale 2011 nur knapp gegen Gastgeber und Topfavorit Neuseeland unterlag (7:8) und lange Zeit an der großen Sensation schnupperte.

Außerdem werden die beiden Gastgebernationen England und Wales ein Wörtchen mitreden wollen, die dank des Heimvorteils und getragen vom frenetisch anfeuernden Anhang weit kommen könnten—vorausgesetzt, sie überstehen die Todesgruppe. Stichwort Todesgruppe: Im Duell zwischen Australien und England haben die Wallabies aus Down Under definitiv noch eine Rechnung offen, nachdem man bei der WM 2003 denkbar knapp gegen England verlor. Ich persönlich muss zugeben, eine Schwäche für Irland zu haben, die zwar noch nie Weltmeister geworden sind, aber in den letzten beiden Jahren zweimal den europäischen Six Nations Cup für sich entscheiden konnten.

Und wer dieses Jahr Rugby-Blut geleckt haben sollte, für den habe ich noch gute Nachrichten: Bei den kommenden Olympischen Spielen in Rio feiert Rugby sein Comeback. Also jetzt schon mal warmschauen, um nächstes Jahr so richtig mitreden zu können!