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Twitch-Gamer stirbt während 24-Stunden-Livestream

Für einen guten Zweck wollte der dreifache Familienvater einen Tag und eine Nacht am Stück zocken. Jetzt ist er tot.
Bild aus World-of-Tanks; ein Mann ist während eines 24h Livestreams des Spiels gestorben

Update vom 22.02.17, 15:00 Uhr: Die Hinterbliebenen haben sich dazu entschieden, keine näheren Informationen über die Todesursache des Verstorbenen zu veröffentlichen. Überdies wurde eine Spendenseite mit dem Ziel eingerichtet, die drei Kinder des 35-Jährigen finanziell zu unterstützen.

Plötzlich ist er wieder da. Ein kollektiver Seufzer der Erleichterung geht durch die Community, als „Poshybird" endlich im Discord-Chat auftaucht. Nahezu 16 Stunden herrschte Funkstille, nachdem der leidenschaftliche World-of-Tanks-Spieler sich bei einer Zigarette nur kurz die Beine vertreten wollte. Kein ungewöhnliches Anliegen: Zu diesem Zeitpunkt spielte Brian Vigenault bereits seit 22 Stunden am Stück.

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Doch tatsächlich ist es gar nicht der 35-Jährige, der da als Poshybird den Chatroom betritt. Der Unbekannte gibt sich als Polizeibeamter zu erkennen und bestätigt, was zunächst niemand recht glauben kann: Brian ist gestorben.

Als Twitch-Veteran war der dreifache Vater exzessive Spiele-Sessions gewohnt; regelmäßig übertrug er seine Partien live im Netz. Weniger aus purem Spaß an der Freude – häufig ging es ihm dabei um eine gute Sache. Poshybird war für seine Charity-Streams bekannt, in denen er, durchaus erfolgreich, Geld für Kriegsveteranen und Kinderhilfswerke sammelte. Knapp 11.000 US-Dollar habe er damit bislang eingenommen, schrieb er auf seinem Twitch-Profil.

Auch diesmal schlug sich Vigenault für wohltätige Zwecke die Nächte um die Ohren. Einige ausgedehnte Übertragungen hatte er in den letzten Tagen bereits hinter sich. Sie sollten Abschluss und Höhepunkt gleichermaßen darstellen. Sein Ziel war fast erreicht: Nur noch zwei Stunden fehlten ihm zur 24-Stunden-Marke, als er – von Erschöpfung und Schlaflosigkeit bereits deutlich gezeichnet – um 03:30 Uhr kurz eine Zigarette rauchen wollte.

Schnell kursierten Gerüchte über mögliche Todesursachen im Netz. Die plausibelste Erklärung lautete: Schlafmangel und ein schwaches Herz. Tatsächlich galt Vigenault, der aufgrund seiner jüngsten Live-Übertragungen bereits unter Schlafentzug litt, als starker Raucher und war innerhalb der Twitch-Community für seinen lockeren Umgang mit Alkohol bekannt.

Eine Bestätigung dieser Mutmaßung durch die ermittelnden Behörden ist bislang nicht erfolgt. Fremdeinwirkung schlossen Ermittler gegenüber dem Online-Spielemagazin Polygon allerdings aus: „Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund, ein Ableben durch Fremdverschulden in Betracht zu ziehen." Ein abschließende polizeiliche Mitteilung über die offizielle Todesursache gibt es bisher nicht. Die Angehörigen des Verstorbenen haben sich jedoch dagegen entschieden, nähere Informationen zu den Todesursachen zu veröffentlichen. Dies geht aus einem automatisierten Chatbot-Beitrag auf Vigenaults Twitch-Seite hervor, der zudem auf einen Spendenaufruf für seine drei Kinder verweist.

Seit der Bestätigung von Vigenaults Tod durch das Virginia Beach Police Department drücken Fans, Gamer und Freunde auf verschiedenen Plattformen ihre Trauer aus. Im nach wie vor aktiven Twitch-Chat des Verstorbenen stapeln sich die Trauerbekundungen, ebenso auf Reddit und Facebook, wo Vigenaults Gaming-Clan über den großen Verlust berichtet. „Er wird nie vergessen sein. Ein Mensch, der für immer in unseren Herzen weiterlebt", heißt es dort. Auch Wargaming, Entwickler des Spiels World of Tanks, gab eine offizielle Mitteilung an Polygon heraus. „Wargaming trauert um den Streamer und Panzerkommandanten Brian Vigenault, einem leidenschaftlichen World-of-Tanks-Spieler und Unterstützer der Make-A-Wish-Foundation. Unser tiefes Mitgefühl gilt in dieser schweren Zeit seiner Familie und seinen Freunden."