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Das Vielflieger-Dilemma: Darum wird man im Flugzeug schneller betrunken

Ist der Alkoholpegel über den Wolken anders als auf der Erde?
Bild: Imago

Über den Wolken, wo die Getränke kostenlos sind (oder wenigstens den günstigen Ticketpreis kompensieren) schmeckt der Alkohol gleich noch mal so gut. Und nach einem schönen Becher Rotwein aus dem Sortiment der Flugbegleitung fühlt man sich gleich besonders angenehm beduselt. Stimmt es also, dass man im Flugzeug schneller betrunken wird? Oder ist das Quatsch?

Die Wahrheit liegt erstaunlicherweise irgendwo dazwischen. Eine verbreitete Annahme lautet, dass Alkohol in großen Höhen aufgrund des geringeren Sauerstoffgehaltes langsamer verstoffwechselt wird und sich so im Blut ansammelt. Einer anderen Theorie zufolge soll der Schnaps in einer Höhe von 2.000 bis 3.000 Metern auf Grund des niedrigeren Luftdrucks schneller vom Organismus aufgenommen werden, da sich die Gefäße erweitern und das Blut schneller zirkuliert.

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Bereits in den 1970er Jahren wurde von der amerikanischen Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration eine Studie zum Alkoholgenuss im Flugzeug durchgeführt, bei der 60 männliche Probanden im Alter zwischen 21 und 31 Jahren einmal auf der Erde und einmal unter den Bedingungen eines Langstreckenflugs Alkohol tranken. Das Ergebnis widerlegte die genannten Theorien, da der Blutalkoholspiegel, der maßgeblich für das Ausmaß des Rausches verantwortlich ist, in jeder Höhe gleich blieb. Bedeutet: Wer zwei Gläser Sekt auf Höhe des Meeresspiegels trinkt, ist anschließend genauso angetrunken wie an Board einer Boeing.

Doch so langweilig ist die Pointe der Geschichte nun doch nicht, denn obwohl der Alkoholpegel der gleiche ist, ist das Trunkenheitsgefühl dennoch ein anderes. Denn ein weiteres Ergebnis der Studie war, dass Fliegen müde macht. Dazu kommen noch, dass der Druck in Flughöhe mit dem auf einem 2.000 Meter hohen Gipfel vergleichbar ist. Und obwohl der Anteil des Sauerstoffs in der Kabine ausreichend ist, nimmt der Körper aufgrund des niedrigeren Drucks weniger Sauerstoff in den Blutkreislauf auf.

Viele Menschen erleben im Flugzeug auch Symptome der Höhenkrankheit, die bereits in einer Höhe ab 2.000 Metern eintreten kann. Das auftretende Schwindelgefühl und die leichten Kopfschmerzen werden in Kombination mit Alkohol noch einmal verstärkt und führen ebenfalls zu einem intensiveren Trunkenheitsgefühl und im Anschluss einem ausgeprägteren Kater als nach dem Alkoholkonsum auf der Erde.

Gleichzeitig herrscht an Board eines Flugzeugs eine Luftfeuchtigkeit von lediglich 10 bis 20 Prozent, was bedeutet, dass die Crew und die Passagiere extrem trockene Luft einatmen. Das führt dazu, dass der Körper schneller dehydriert. Dazu kommt noch der durch Flugreisen hervorgerufene Stress und auch das schlechte Gewissen, sich oft mitten am Tag und im wohl organisierten Flugbetrieb unter dem perfekten „Smile and Style" der Stewardessen und Stewards einen Drink zu genehmigen.

So lange ihr aber unter Alkoholeinfluss (aufgrund des hohen Pegels oder des niedrigen Luftdrucks) nicht auffällig werdet und von der Airline für fluguntauglich erklärt werdet, schadet das Bier an Bord also nicht mehr als am Boden. Und sonst gibt es ja immer noch Kotztüten.