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Tech

Die App für dein gefaktes Ableben

Mit der Meta-App IFTTT kannst du die Kommunikation zwischen Web-Anwendungen automatisieren und so mit etwas Geschick sogar deinen eigenen Tod simulieren.
Ashwin Rodrigues
Brooklyn, US

Du findest deine Arbeit beschissen? Dann lass doch einfach die bekannte und praktische Meta-App IFTTT (If this then that) deine Arbeitsabläufe faken und ein bisschen Geschäftigkeit simulieren, während das Geld munter weiter fließt —und schließlich dein eigenes tragisches Ende von dem kleinen praktischen Programm inszenieren.

IFTTT verknüpft diverse Quellen (Social Media, E-Mail, Webseiten, Apps etc.) so miteinander, dass du mit einfachen Handgriffen simple Skripte, recipes genannt, generieren kannst. Die Skripte automatisieren wiederkehrende Arbeitsschritte zwischen deinen Apps und auf verschiedenen Betriebssytemen. So kann jeder auch nur halbwegs versierte Computernutzer sich wie ein Programmier fühlen.

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Konkret sieht das dann so aus: du kannst, wenn der Wetterbericht schlecht aussieht, automatisch Massen-SMS verschicken lassen, die deine werten Mitmenschen daran erinnern einen Regenschirm einzupacken. Oder du kannst automatisch Instagram-Fotos mit bestimmten Hashtags in deine Dropbox kopieren.

Du kannst sogar alle Tweets mit einem bestimmten Tag in einem lokalen Ordner deiner Wahl abspeichern, falls du an solcher Vorratsdatenspeicherung interessiert bist. Um dir besser zu beschreiben wie genau IFTTT im einzelnen funktioniert, folge ich mal dem für dich vielleicht naheliegendsten Beispiel: Verarsche deinen Chef, kassiere noch möglichst lange Gehalt, während du am Strand liegst und stell dich dann tot (eine Anwendung, dir wir in allen folgenden Details, aber auf keinen Fall gutheißen und von der wir dir in aller Deutlichkeit abraten wollen).

Willst du etwa nach Malle oder Ibiza abhauen, aber weiterhin dein Gehalt beziehen möchtest (wovon unserer Rechtsabteilung dir übrigens echt abrät), so kann IFTTT deine Rettung sein. Es bedarf jedoch einiger Arbeit von deiner Seite, offenbar auch weil IFTTT tatsächlich nicht explizit zu diesem Zweck geschrieben wurde. Ein erster Schritt ist getan, wenn du deine „Beziehungen“ mit einigen selbsterschaffenen künstlichen Freunden und Bekannten ausbaust.

Die künstlichen Social-Media-Feeds kannst du dann automatisch von IFTTT mit Inhalten füllen lassen und zwar auf die jeweilige Persönlichkeit massgeschneidert. Sobald Lebenspartner und einige Freunde so anhand des Feeds aufgezogen werden, die sich auch noch gegenseitig zutwittern, glaubt dein Boss schon mal, dass die echt sind. Jetzt wird's Zeit abzutauchen.

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Du sitzt also mit einem Cocktail irgendwo am Strand. Nun kannst du deine virtuell gekünstelten Freunde und ein paar weitere Tricks nutzen, um deinen Chef glauben zu lassen, dass du gar nicht verschwunden wärst, sondern einfach nur unfassbar mit deiner Arbeit beschäftigt bist: Posts auf deine Facebook-Leinwand, automatische E-Mails und Statusupdates an deine Kollegen, und schließlich Foursquare-Meldungen von deinen bisherigen Arbeitsplätzen werden ihre Wirkung nicht verfehlen.

Ich schlage zum Beispiel folgendes vor: wenn @FakeFreund twittert „Heute Abend saufen?”, so lautet die sofortige Antwort: „Sorry, wichtiges Exposé muss morgen fertig sein”. Sollte du das bis zum nächsten oder sogar übernächsten Gehalt durchhalten, dann ist es aber wirklich Zeit für ein hochwertiges Besäufnis.

Am Ende wird dein Chef dir aber unweigerlich virtuell auf die Schliche kommen und sich fragen, wohin die ganze Kohle eigentlich geflossen ist. Um ihn von dir abzulenken nutzt du am besten ein Skript das regelmässig SMS von Freunden an dein Handy schickt, dass du natürlich auf deinem Schreibtisch im Büro hast liegen lassen.

Mit jeder SMS werden die Fragen, um deinen Verbleib verzweifelter bis dein Chef am Ende wirklich glaubt, dass du verschollen bist. Wenn am Ende auch noch Beileidsbekundungen über deinen Tod auf den Twitter- und Facebook-Feeds deiner erfundenen Freunde auftauchen, dann hat die Falle endgültig zugeschnappt.

Hoffen wir also mal, dass dein Chef dein Verschwinden als Verlust verbuchen wird, jemand anderen einstellt und einfach weitermacht. Dir ist dabei nur dein Handy abhanden gekommen; ein schmaler Preis für deine Freiheit, oder?! Natürlich könnte das ganze auch in die Hose gehen und dein Chef gibt eine Vermisstenanzeige auf.

Wir empfehlen dir also ausdrücklich IFTTT nicht in einer Form zu nutzen, die dich in den Knast bringen könnte; wir raten dir sogar davon ab. Aber hey, wenn du es trotzdem machst, dann hast du wenigstens für kurze Zeit ein automatisiertes virtuelles Leben gelebt.