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Dieser Orang-Utan fängt gerade an, die menschliche Sprache zu benutzen

Erstmals konnten Forscher einem Affen beibringen, seine Stimme zu kontrollieren. Die Fähigkeiten von Rocky könnten nun helfen, die Geheimnisse der Sprachevolution zu entschlüsseln.
Rocky, das Sprachtalent | Bild: Mark Kaser/University of Durham/PA

Menschenaffen werden als unsere „engsten Verwandten" aus dem Tierreich bezeichnet, trotzdem erscheinen die Unterschiede zwischen uns und unseren haarigen Brüdern und Schwestern riesig. Doch nun hat Rocky, ein achtjähriger Orang-Utan aus einem Zoo in Indianapolis, die Kluft verkleinert und bewiesen, dass Affen dazu fähig sind, das große Mysterium der Sprache zu entschlüsseln und menschenähnliche Laute zu generieren. Seine erlernten Fähigkeiten legen die Grundlage für die menschliche Konversation und könnten der Wissenschaft gleichzeitig völlig neue Erkenntnisse über die Evolution der Sprache bringen.

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Im Zeitraum zwischen April und Mai 2012 wurde Rocky spielerisch darauf trainiert, von den Forschern vorgegebene Laute nachzuahmen und lernte dabei, seine Tonhöhe und Modulation in ungewöhnlicher Art zu verändern. Die Geräusche wurden aufgenommen und daraufhin mit den Inhalten einer Datenbank verglichen, welche über 12.000 Stunden Beobachtungsmaterial von mehr als 120 Orang-Utans beinhaltet, die in 15 unterschiedlichen wilden oder auch gefangenen Beständen leben.

Die Ergebnisse zeigten, dass es sich bei Rockys „Antworten" wahrhaftig nicht um bei Affen übliche Laute handelt, sondern dass er diese völlig neu und selbständig generiert hatte. Nun wurde die Studie mit den Ergebnissen der Forschung im Fachmagazin Nature veröffentlicht.

„Anstatt neue Laute zu lernen, wird vermutet, dass die Sounds großer Affen durch Erregung entstehen, über die sie keine Kontrolle haben", so der leitende Wissenschaftler Adriano Lameria von der University of Durham. „Doch unsere Forschung zeigt, dass Orang-Utans die Fähigkeit haben, ihre Stimmen zu regulieren."

Bild: nature

Diese Grafik zeigt die spektrographische Darstellung von zwei sogenannten Grumphs und zwei Wookies. Es handelt sich hierbei um einen Vergleich, wie er bei der Analyse der Datenbank herangezogen wurde, um die Einzigartigkeit von Rockys Lauten zu bestätigen. Grumphs sind typische Orang-Utan-Laute, die von den Affen spontan und ohne menschliche Anleitung produziert werden. Bei Wookies handelt es sich ebenfalls um spezifische Vokalisierungen aus dem stimmlichen Repertoire von Orang-Utans, die in diesem Fall jedoch von Menschen in zufällig modulierter Tonlage vorgegeben und von Rocky nachgeahmt wurden, indem er seine Stimmfrequenz der des Vorsprechers anpasste.

Eine vorherige Studie der Universität Amsterdam hatte bereits gezeigt, dass die Orang-Utan-Dame Tilda Geräusche mit dem Rhythmus und dem Tempo menschlicher Sprache nachahmen kann. Und die Gorilladame Koko hatte bereits gelernt, auf Kommando zu husten, zu grunzen oder zu pusten, was laut ihren Betreuern für eine bewusste Kontrolle von Kehlkopf und Atemapparat spricht.

Die Forschungsergebnisse von Rocky lassen nun neue Schlüsse auf die Entstehung der menschlichen Sprache zu. Sie zeigen zum Beispiel, dass die bei uns Menschen übliche Stimmkontrolle auf einen gemeinsamen evolutionären Vorfahren zurückzuführen ist, der auch den Menschenaffen die Fähigkeit zur bewussten Modulation ihrer Stimmorgane ermöglicht.