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Ein Redditor hat es geschafft, eine tragbare Railgun im 3D-Drucker herzustellen

Das Do-it-yourself-Wunderwerk verdeutlicht auf höchst anschauliche Weise die Funktionsweise eines elektromagnetischen Schienengewehrs.
Foto: Imgur

Ein Redditor mit dem dubiosen Nutzernamen NSA_Listbot hat in den letzten anderthalb Jahren im heimischen Keller an einer Railgun gefeilt und diese nun schließlich per 3D-Druck zum Leben erweckt. Auf Imgur hat er dabei ausführlich die Bestandteile der elektromagnetischen Waffe dokumentiert, die die meisten nur aus Quake oder Science-Fiction-Filmen kennen dürften.

Auch auf YouTube postete der Bastler mehrere Videos seiner Erfindung in Aktion—nachdem er sich von einem Anwalt versichern ließ, dass er in seinem Heimatland USA mit der Railgun gegen keine geltenden Gesetze verstößt.

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Railguns, auf Deutsch Schienengewehre, zählen zur Kategorie der elektromagnetischen Geschosswaffen. Über zwei unter Strom gesetzte Schienen, die sich im Schlitten der Waffe befinden, erzeugen sie ein Magnetfeld, mit dessen Hilfe das Projektil zwischen den Schienen auf eine sehr hohe Geschwindigkeit beschleunigt werden kann—abhängig von der Stärke des Stromimpulses.

„Die Railgun soll nicht tödlich sein. Sie ist nur ein Machbarkeitsnachweis."

Projektile können nach diesem Prinzip theoretisch Geschwindigkeiten erreichen, die weit über Schallgeschwindigkeit liegen. Die US-Navy stellte in einem Testprojekt letztes Jahr bereits eine gigantische Railgun vor, die knapp 200 Kilometer entfernte Ziele mit einem zehn Kilogramm schweren Projektil mit siebenfacher Schallgeschwindigkeit treffen kann.

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NSA_Listbot ging es allerdings lediglich darum, anhand seines selbst gebauten Exemplars die Funktionsweise einer Railgun exemplarisch darzustellen. Er schätzt die Geschwindigkeit seiner Projektile bei den ersten Tests auf lediglich 250 Meter pro Sekunde.

„Die Railgun soll nicht tödlich und auch nicht als Waffe einsetzbar sein. Sie ist nur ein Machbarkeitsnachweis", so NSA_Listbot. Der begabte Maker schlägt damit in dieselbe Kerbe wie der Münchner Maschinenbaustudent Valentin Ameres, der uns letzte Jahr seine selbst entwickelten Rail- und Coilguns vorstellte.

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Um derart hohe Geschwindigkeiten und somit auch erhebliche Zerstörungskräfte wie die der Navy-Waffe zu erreichen, benötigt eine Railgun gigantische Energiespeicher, meist in Form sehr schwerer Kondensatoren. NSA_Listbot dagegen wollte in jedem Fall eine tragbare Railgun produzieren—vielleicht inspiriert vom vielen Quake-Zocken?

Er musste also so viel Gewicht wie möglich einsparen. „Das Gesamtgewicht des Akkus beträgt zwei Kilo. Er ist sehr klein, ein normaler 3-Zellen-LiPo. Die Kondensatoren wiegen am meisten, insgesamt neun Kilogramm. Eine Akkuladung reicht für drei bis vier Schüsse."

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Railgun und Kondensatoren im direkten Vergleich. Foto: Imgur

Railgun und Kodensatoren im Komplettpakett. Foto: Imgur

Wie er weiter schreibt, liefern die Kondensatoren insgesamt 1050 Volt an Spannung und schießen das Projektil mit einer Energie von 1,8 kJ aus dem Lauf. Die Kondensatoren sind dabei über Stromschienen miteinander verbunden und in einem 3D-gedruckten Gehäuse untergebracht.

Wie NSA_Listbot erklärt, waren die Teile aus dem 3D-Drucker der Schlüssel dafür, die Railgun tragbar zu machen: „Ohne die 3D-gedruckten Komponenten wäre das Teil einfach ein Haufen verkabelter Bauteile. Die Struktur ist wirklich das einzig Neue an meinem Design. Jede andere Railgun wird einfach auf eine Speerholzplatte montiert oder so. Die hier ist die erste, die man in die Hand nehmen und abfeuern kann."

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Allein der Druckprozess beanspruchte einen Zeitraum von sechs Monaten. Der fertiggestellte Demonstrator ist nun in der Lage, Projektile aus kupferbeschichtetem Wolfram, Graphit, Aluminium oder Teflon abzufeuern. Um Spannung, Stromstärke, Temperatur und Akkuladung zu kontrollieren, baute NSA_Listbot außerdem einen Arduino Uno R3 in die Railgun mit ein.

Eine detaillierte Übersicht aller verwendeter Bauteile veröffentlichte der Maker auf Imgur. In einem aktuellen Reddit-Strang beantwortet er außerdem noch immer Fragen zu seiner Erfindung.

Neben der US Navy, die die Railguns im militärischen Bereich auf ihren Zumwalt-Zerstörern einsetzen möchte, beschäftigt sich auch die NASA seit längerem mit der elektromagnetischen Technik, um sie möglicherweise als Antriebsmethode in der Raumfahrt einzusetzen.