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Ein dänischer DJ und Hacker hat wohl hunderte Clubgänger per Webcam ausspioniert

Einem DJ aus Kopenhagen, der zusammen mit seinen Party-Einladungen mutmaßlich Trojaner zum Ausspionieren von Clubgängern verschickt hat, drohen bis zu eineinhalb Jahre Gefängnis.

Ein DJ aus Kopenhagen ist in einen gruseligen Hacking-Skandal verwickelt. Er wird beschuldigt, sich Zugang zu den Webcams hunderter junger Clubgänger verschafft zu haben.

Hunderte junge Kopenhagener halten derzeit den Atem an, nachdem bekannt wurde, dass ein bekannter DJ ihre Computer gehackt und sich Zugriff auf ihre Webcam und persönliche Informationen verschafft haben könnte. Das Motiv ist derzeit noch unbekannt.

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Die Kopenhagener Polizei bestätigte am gestrigen Montag gegenüber VICE, dass gegen den verdächtigten DJ seit dem 16. April ermittelt werde, seine Wohnung durchsucht worden sei und die beschlagnahmten Gegenstände derzeit untersucht werden. Die Polizei steht telefonisch in Kontakt mit den Personen, deren Daten auf dem Computer des Verdächtigen gespeichert seien.

Wegen der fortlaufenden Ermittlungen—und aus Respekt gegenüber den Opfern—haben wir uns dazu entschieden, weder die Identität der Geschädigten noch die des fraglichen Hackers zu veröffentlichen. Wir standen in Kontakt mit dem Verdächtigen, der die Vorwürfe derzeit aber nicht kommentieren möchte.

Nahestehende Quellen schätzen, dass innerhalb der letzten drei Jahre mehrere hundert Nutzer von der Attacke des Beschuldigten betroffen waren. Nachdem er einschlägige Videotutorials zur Benutzung trojanischer Pferde geschaut hat, soll der DJ den Betroffenen mit entsprechender Schadsoftware infizierte Partyeinladungen zugesandt haben. Einmal geöffnet verschaffte er sich mittels des Trojaners vollen Zugriff auf die befallenen Rechner, Mail-Systeme, Chats, Fotos und die Webcams.

Zur Zeit sieht es danach aus, als sei der DJ nicht auf finanzielle Gewinne aus gewesen—er wollte seinen Opfern nur durch die Webcam zusehen. So droht ihm nur eine Strafe von bis zu eineinhalb Jahren Gefängnis, da diese Art voyeuristischen Hackings in Dänemark keinen schweren Tatbestand darstellt.

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Ein VICE-Mitarbeiter erinnerte sich an frühe Warnsignale bezüglich des verdächtigen DJs betreffend, der vormals einen Skype-Anruf mit einem anderen DJ mitschnitt und anschließend das Gemurmel sampelte und an Freunde verschickte. Als derselbe VICE-Mitarbeiter vom Ausmaß der Verfehlungen des DJs erfuhr und eine Referenz an Hacking-Vorgänge auf seiner eigenen Facebook-Seite veröffentlichte, erlebte er wenig später einen wahren Shitstorm, worunter sich auch eine Drohung des fraglichen DJs fand. Zuerst forderte dieser, dass das „Ding über mich sofort von deiner Wall verschwindet“, anschließend schilderte er uns die ganze Geschichte.

„Der Typ hat sich praktisch sozial radioaktiv verseucht“, wurde uns gesagt. VICE steht in Kontakt mit einigen der Opfer, welche die Sache derzeit aber nicht öffentlich kommentieren möchten. Einem der Betroffenen zufolge herrscht unter den Geschädigten eine nahezu paranoide Angst vor möglichen Folgen durch den DJ und die Informationen, die er veröffentlichen könnte.

„Die Leute sind verängstigt und beschämt“, heißt es. „Niemand weiß, was er gegen sie in der Hand hat. Sie sind davon eingeschüchtert, herausgegriffen werden zu können.“

Wir halten euch in der Angelegenheit auf dem Laufenden. Bis dahin: Klebt etwas Tape über eure Webcam!

Dieser Artikel ist ursprünglich auf deutsch auf Thump und auf englisch auf VICE UK erschienen.