FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Spionage-Zeppelin reißt sich los—US-Army verfolgt ihn mit Kampfjets

Der spektakuläre Irrflugs des High-Tech-Luftschiffs hielt den Nordosten der USA in Atem und sorgte teilweise sogar für Stromausfälle.
Bild: Raytheon

Ein riesiger Überwachungszeppelin hat sich gestern Abend aus der Verankerung gelöst und schwebte stundenlang ziellos über dem Nordosten der USA. Um seine Position zu verfolgen, ließ das US-Militär schließlich sogar F16-Kampfflugzeuge aufsteigen, aber auch diverse Lokalreporter jagten den Zeppelin und schossen vernebelte Bilder des Irrflugs.

Viele der Bewohner der umliegenden Landkreise, über die der Zeppelin während seines Geisterflugs schwebte, berichteten von Stromausfällen. Vermutlich hat das Haltekabel, das den Zeppelin normalerweise am Boden verankert, mehrere Stromleitungen beschädigt. Zeitweise waren wohl bis zu 20.000 Menschen ohne Strom.

Anzeige

@samfbiddle @maddisonmall pic.twitter.com/qZhY7o02mx
— Harles (@harleighwelsh1) October 28, 2015

Der 74 Meter lange Zeppelin wurde im vergangenen Jahr in Maryland installiert. Er soll den Luftraum rund um die Hauptstadt Washington, aber auch des gesamten Nordostens der USA „dauerhaft überwachen". Dazu kann das Luftschiff über 500 Kilometer weit in alle Richtungen blicken und soll vor allem feindliche Raketen und Luftangriffe bemerken.

Der Zeppelin ist mit allen High-Tech-Tools des JLENS-Systems ausgestattet und wird mit einem Einzelpreis von 180 Millionen Dollar berechnet. Das gesamte Programm des Herstellers Raytheon innerhalb dessen auch die US-Spionagezeppeline entwickelt werden steht schon länger als überteuerte Investition in der Kritik. Das Programm hat mit einem Gesamtpreis von 2,7 Milliarden Dollar unter massiven Kostensteigerung und Verzögerungen zu leiden und bisher wurden lediglich zwei Zeppeline in Betrieb genommen.

JLENS aerostat detached from mooring station in Aberdeen Proving Grounds, MD. NORAD working interagency partners to address safe recovery.
— NORAD & USNORTHCOM (@NoradNorthcom) October 28, 2015

„Die Zeppeline könnten sich rund einen Monat ohne Wartung in der Luft halten", erklärte mir Timothy Carey, ehemaliger leitender Ingenieur von Raytheon vor rund einem Jahr in einem Interview. Ohne bordeigene Navigationsmöglichkeiten ist allerdings unklar, wie lange der Zeppelin in der Luft bleiben kann, wenn er sich aus seiner Verankerung gelöst hat.

Update: JLENS aerostat drifting northward & has descended near the ground. Anyone seeing the aerostat notify law enforcement & remain clear
— NORAD & USNORTHCOM (@NoradNorthcom) October 28, 2015

BLIMP DOWN: State Police report #blimp is down in Montour county near Muncy. We got this photo from viewer there. pic.twitter.com/9vXuAwJA1Z
— Jon Meyer (@JonMeyerWNEP) October 28, 2015

Nach mehreren Stunden ist der Spionagezeppelin schließlich nahe der Kleinstadt Munch gelandet. Laut dem US-Luftverteidigungskommando NORAD sei dem Zeppelin die Luft ausgegangen—wie genau, ist aber nicht klar. Der vorhandene Mechanismus zum Luftablassen wurde nicht betätigt.

Wir haben eine Anfrage an NORAD, die US-Luftfahrtbehörde und das Verteidigungsministerium gestellt und werden den Artikel aktualisieren, sobald wir weitere Informationen zum Irrflug und zu seinem Ende erhalten.