Du kannst dir jetzt das nordkoreanische Betriebssystem RedStar 3.0 installieren
„Schnee am Baksol-Stützpunkt“—ein Desktophintergrund des nordkoreanischen OS RedStar 3.0​. Alle Bilder: ​Will Scott 

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Du kannst dir jetzt das nordkoreanische Betriebssystem RedStar 3.0 installieren

Wie es sich für ein sozialistisches Betriebssystem gehört, läuft der Vertrieb ausschließlich über Torrent, Kamerad! Wir zeigen euch die schönsten Screenshots und Wallpaper des hauseigenen OS der Volksrepublik

Ein Pastebin-User namens Slipstream, der sich damit brüstet, „seit 2014 Daten aus Nordkoreas Arsch zu ziehen", hat der Welt ein ganz besonderes Torrent-Schmankerl geschenkt: Die neueste Version von RedStar OS 3.0, dem mysteriösen Desktop-Betriebssystem Nordkoreas, ist seit einigen Tagen als Download verfügbar.

Das linuxbasierte OS ist die exklusive Software-Waffe der Wahl, mit der die Volksrepublik versucht, sich noch unabhängiger vom imperialistischen Ausland zu machen. Allerdings haben das nordkoreanische Betriebssystem bisher weder im Inland (mangels Verbreitung von Computern) noch im Ausland (aufgrund der strikten Export- und Tourismuskontrollen) viele User je zu Gesicht bekommen.

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Als Boot-Jingle ertönt eine beliebte koreanische Volksweise.

Dank dem Torrent-Download redstar_desktop3.0_sign.iso (ein Torrent-Client, um die Datei zu laden, ist empfehlenswert), ist das Betriebssystem nun in seiner vollen Schönheit und stilgerecht basisdemokratisch distribuiert weltweit verfügbar. Für den 2.6. Gigabyte-Download und die Installation wird der geneigte User nicht nur mit einem beeindruckenden OS X-Klon, sondern auch mit wunderhübschen Wallpapers entlohnt:


​Jede/r von euch, der eine Virtual Machine zum Aufspielen und ein bisschen Mut hat, kann das Linux-basierte Betriebssystem nun herunterladen und selbst testen.

Koreanische Freunde sind in jedem Fall hilfreich, denn das System ist nur in der Silbenschrift Hangul verfügbar. Dazu gibt es auch schon einen ​Installer-Guide, denn ganz problemlos ist das System für den westlichen Benutzer nicht aufzusetzen. Einfach ist allerdings die Authentifizierung: Wenn ihr nach einer Seriennummer gefragt werdet, denkt euch einfach eine aus.

Das Github mit dem Torrent-Release. Screenshot: Red Star 3.0 OS Desktop Download

Erste Screenshots dieses Betriebssystems tauchten im Herbst 2013 auf, nachdem der frühere Google-Mitarbeiter und IT-Experte Will Scott im Rahmen seines Studiums die Gelegenheit hatte, für ein paar Monate an der Pyongyang University of Science and Technology als Dozent Informatik zu unterrichten.

Früher haben Nordkoreas Studenten ganz offiziell Windows verwendet, aber da sich das Land—so erzählten es Wills Schüler zumindest ihrem Lehrer—mittlerweile im Krieg mit den USA befände, wurde das eigene Betriebssystem RedStar 3 entwickelt, das vom Design her sehr Mac OSX ähnelt, aber tatsächlich eine relativ stabile modifizierte Linux-Version darstellt.

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In seinem Vortrag auf dem 31C3 berichtete Will, dass RedStar als Betriebssystem seinem Eindruck nach im Privatbereich gar nicht so weit verbreitet sei. Häufiger habe er noch immer Windows 7 im Einsatz gesehen. Seiner Vermutung nach käme Redstar verstärkt im industriellen Sektor zum Einsatz. RedStar OS ist auch in Nordkorea nicht ohne weiteres erhältlich, wie Will berichtete. Elektronische Geräte und Software seien für ihn als Ausländer überhaupt nur auf einem einzigen unregelmäßig stattfindenden Markt in einem Shopping-Center in Pjöngjang erhältlich gewesen.

Zu Mac OSX gibt es allerdings einige Unterschiede: Mail heißt „Brieftaube", es gibt vorinstallierte Spiele, als Boot-Jingle ertönt eine beliebte koreanische Volksweise, und auch der Straßenverkaufspreis ist der Kaufkraft angepasst—eine Kopie des Systems gibt es schon für umgerechnet 4,20 Euro. Wie sich IT-Arbeit in Nordkorea sonst noch so anfühlt, zeigen wir euch hier:

So sieht Redstar beim Bootvorgang aus.

Willkommen, Will! Der Login-Bildschirm, das Textverarbeitungsprogramm und der Mailclient sehen deutlich von Mac OSX inspiriert aus… oder war es andersrum?

Südkorea ist verdammt nochmal keine Option, denn Seoul wurde aus den verfügbaren Zeitzonen entfernt.

Der Standardbrowser hier heißt „Naenara" und ist eine stark modifizierte Variante von Mozillas Firefox.

Unbedingt abwehrbereit: Dieses pittoreske Bild heißt „Schnee über dem Baksol-Stützpunkt" und ist einer von acht zur Wahl stehenden Bildschirmhintergründen mit Szenen aus der koreanischen Landschaft.

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Zwei weitere, jedoch keineswegs weniger malerische, vorinstallierte Bildschirmhintergründe aus einen dem Set namens „Acht Szenen aus der Sudong-Periode".

Und wenn sonst nichts mehr geht: Nur zur Sicherheit kann auch noch Windows 3.0 von dem Betriebssystem aus gestartet werden.