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Werden Kinder schlauer, wenn man ihnen Geld gibt?

Über drei Jahre erhalten tausend Mütter mit niedrigem Einkommen jährlich 3000€, um zu messen, ob finanzielle Versorgung die frühkindliche Hirnentwicklung verbessert.

Wirtschaftswissenschaftler Greg Duncan, Foto via Flickr/UC Irvine

Wir wissen mittlerweile nicht nur, dass Armut die kognitive Fähigkeiten reduziert, und dass es die Fokussierung auf kurzfristiges Denken statt langangelegter Planung fördert; es ist vor allem auch schlecht für die Entwicklung eines Kindergehirns. Aber was ist, wenn das Gegenteil auch wahr ist? Würde es ein Kind schlauer machen, wenn man ihm Bargeld gibt? Kann es wirklich so einfach sein?

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Für den Wirtschaftswissenschaftler Greg Duncan ist das die Millionenfrage. Dank eines Forschungspreises von der Jacobs Stiftung in der Schweiz hat der Wissenschaftler jetzt exakt eine Millionen Schweizer Franken zur Verfügung, um die Antwort zu finden.

Die Universität Kalifornien wird das Geld nutzen, um eine beliebige Gruppe von tausend alleinerziehenden Müttern, die Neugeborene Kinder und ein niedriges Einkommen haben, über drei Jahre lang 4000 Dollar jährlich bereit zu stellen. Eine Kontrollgruppe erhält eine kleinere Summe.

Die Summe des Geldes ist keineswegs lebensverändernd, aber es ist genug, um eine materielle Veränderung zu schaffen. Irgend eine Art von Stressreduktion, seien es saubere Windeln oder bessere Ernährung, könnten positive Effekte in der entscheidenden Wachstumsphase des Kindes haben, wenn die „Architektur des Gehirns" sich herausprägt. Theoretisch besteht bei diesem Versuch immer die Gefahr, dass die Eltern des Kindes das Geld missbrauchen. In einem instabilen Haushalt, oder wenn Drogenkonsum stattfindet, könnten die Mittel das ganze sogar noch schlimmer machen. Der springende Punkt ist, genau das herauszufinden.

Duncan, der ein Experte für Kinderarmut ist, hofft, die Auswirkungen dieser bedingungslosen Förderung auf die frühkindliche neurologische Entwicklung zu analysieren. Gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen Armutsbekämpfung und der Entwicklung des Gehirns bei jungen Kindern? Aufstieg ist ein fundamentaler Grundsatz des amerikanischen Traums, aber die bisherige Arbeit von Duncan zeigt, dass es eine Entwicklungslücke für die Armen gibt, die ungefähr im Alter von fünf Jahren verwurzelt ist. Sobald ein Kind zurückfällt, ist es unwahrscheinlich, dass es jemals aufholt.

"Kinder mit einem niedrigeren Einkommenshintergrund, sind wenn sie in den Kindergarten kommen im Hinblick auf ihre literarischen und mathematischen Fähigkeiten im Vergleich, weit hinter den Fähigkeiten von Kindern mit hohen Einkimmen, und sie haben mehr Schwierigkeiten dem Unterricht zu folgen," sagte der UCI Wirtschaftsprofessor und Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften in einer Stellungnahme. "Meine Forschung soll ein besseres Verständnis dafür bringen, warum dies der Fall ist."

Das Experiment, bei dem Neurowissenschaftler, Entwicklungspsychologen und Ökonomen beteiligt sind, soll im Jahr 2015 starten, in einer Zeit, in der öffentliche Bildung unter intensiver Beobachtung steht und sich die soziale Ungleichheit stets zu vergößern droht.

"Wir haben eine wachsende Kluft im Bildungsstand von Kindern in den letzten 40 Jahren entdeckt. Die Testergebnissen steigen stark für Kinder mit hohem Einkommen an, aber für die Kinder mit niedrigem Einkommen haben sich die Testergebnisse kaum verändert," sagte Duncan. "Amerika hat seine Führungsposition in der Erziehung von Kindern in Ländern mit hohem Einkommen verloren. Auf Dauer wird das den wirtschaftlichen Wohlstand Amerikas bedrohen."

Bildung ist sicherlich immer noch das beste Barometer, um den zukünftigen Erfolg eines Kindes zu messen. Aber das Lernen selbst ist eine andere wichtige Sache. Duncan hofft bestimmen zu können, ob eine rechtzeitige Finanzspritze die Kapazität, um eine bessere Bildung erlangen zu können, verbessern wird, bevor es zu spät ist.