FYI.

This story is over 5 years old.

Gefängnisessen

Ist das Gefängnisessen schlecht, kommt es zu Aufständen

Die Menschen sind hangry, mit Sicherheit.
Phoebe Hurst
London, GB

Dass Knastessen beschissen ist, ist kein Geheimnis. Auch in Großbritannien. Wer hier im Gefängnis sitzt,bekommtzwar keinen Haferschleim, dafür Milchpulver, fade Suppen und sogar Pferdefleisch.

Ein neuer Bericht hat jetzt außerdem angedeutet, dass das Essen in britischen Gefängnissen so schlecht ist, dass die Insassen gewalttätig werden können.

Für den neuen Bericht „Life in Prison: Food" hat die britische Gefängnisaufsichtsbehörde Gefängnisse und Jugendstrafanstalten in England und Wales genauer untersucht und auch bereits existierende Studien zum Thema Essen in Gefängnissen herangezogen. Dabei haben sie herausgefunden, dass die schlechte Essensqualität und die kleinen Portionsgrößen unterden Insassen zu Frustrationen führt.

Anzeige

ARTIKEL: Alleine im Knast essen zu müssen ist eine Schande

In britischen Gefängnissen stehen pro Häftling und Tag zwei Pfund [circa 2,40 Euro] für Essen zur Verfügung—fast fünfmal weniger als für Krankenhauspatienten. Es gibt ein Frühstückspaket mit Müsli, Milch und Instant-Kaffee und Tee. Zum Mittag gibt es ein Sandwich, einen Wrap oder eine Portion Nudeln, dazu Obst, Chips oder Kekse. Abends gibt es Curry, eine Pasteteoder Backfisch.

Das klingt jetzt nicht unbedingt anders als das, was ein Student täglich isst (mal abgesehen von den kulturellen Unterschiedene vielleicht). Die Aufsichtsbehörde meint jedoch in ihrem Bericht, dass begrenzte Budgets und fehlende Nährwertrichtlinien für Gefängnisessen dazu führten, dass die Mahlzeiten oft von schlechter Qualität waren. Nur 29 Prozent aller befragten Insassen bewerteten ihr Essen mit „gut" oder „sehr gut", einer beschrieb es als „halb gekocht und nicht essbar". Ein anderer meinte: „Es gibt keine große Auswahl an Obst und Gemüse. Kein grünes Gemüse, keine Orangen. Nur Äpfel."

Der Bericht bemängelte auch die Portionsgrößen, die Frühstücksration sei überhaupt nicht ausreichend und oft gibt es nicht genug Essen für alle Gefangenen.

Und nicht nur das Essen selbst war schlecht: Die Behörde schreibt auch, dass Insassen nicht in allen Gefängnissen gemeinsam essen können. In vielen Einrichtungen müssen die Häftlinge in ihren Zellen essen, teilweise sogar auf dem Klo sitzend. Das lag an Personalengpässen oder weil es keine Essensräume gab, so der Bericht.

Anzeige

Bereits 2014 erzählte uns ein ehemaliger Häftling, Josho: „Danach wurdest du zurück in deine Zelle gebracht, wo dir eine halbe Stunde für dein Essen blieb. Im Grunde genommen isst, schläfst und scheißt du am selben Ort."

Die Behörde warnte davor, dass solche Bedingungen in Kombination mit dem geringen Nährstoffgehalt der Gefängnismahlzeiten leicht zu Aggressionen zwischen den Insassen führen kann: „Essen kann auch die Sicherheit in Gefängnissen beeinträchtigen, denn Unmut über das Essen kann ein Katalysator für Aggressionen und Streit sein."

ARTIKEL: Turnmatten gehören zu jedem Gefängnisessen einfach dazu

In britischen Gefängnissen gab es bereits einige Zwischenfälle im Zusammenhang mit Essen. Letztes Jahr bekam ein Insasse in Northumberland kaltes Essen serviert und wurde darüber so wütend, dass er mehrere Stunden lang auf einem Geländer protestierte, sodass das Gefängnispersonal eine Spezialeinheit anrücken ließ.

Die Aufsichtsbehörde empfiehlt nun den zuständigen Behörden, sicherzustellen, dass das Essen der Insassen bestimmte Nährwertstandards erfüllt und dass regelmäßige Essenszeiten eingehalten werden. Außerdem soll Gefangenen die Möglichkeit gegeben werden, außerhalb ihrer Zellen gemeinsam zu essen und sich selbst zu versorgen.

Doch da die nationalen Behörden bereits Schwierigkeiten haben, die Menschen in Freiheit zu ernähren, wird sich das Essen für diejenigen hinter Metalkolben wahrscheinlich nicht so bald verbessern.