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Datenanalyse: Diese Todesfälle haben Menschen im Netz am stärksten erschüttert

Der Tod des Musikers Prince hat das Internet besonders hart getroffen. Doch es sind andere Menschen, deren Tod die Nutzer am meisten aufgewühlt hat.
Illustration: Motherboard | Bilder von links nach rechts | imago: Yang Chen | imago: D Van Tine Future Image | Prince | imago: eventfoto54 | imago: Media Punch | imago: Andrea Renault

Der plötzliche Tod des Musikers Prince überwältigt am 21. April 2016 viele Menschen – und das wird auch auf Wikipedia sichtbar. Statt durchschnittlich 16.000 Aufrufe verbucht die Seite von Prince über 11 Millionen Klicks innerhalb der 48 Stunden nach seinem Tod. Offenbar haben extrem viele Leute das Bedürfnis, sich noch einmal über den verstorbenen Künstler und sein Leben zu informieren.

Das bringt den US-Datenjournalisten Russel Goldenberg auf eine Idee: Wikipedia-Aufrufe nach einem Todesfall könnten eine interessante Methode sein, um herauszufinden, wer die Toten sind, die die Menschen im Netz besonders stark beschäftigten. Ein Todes-Highscore, wenn man so will, oder: ein Einblick darin, wie sich der Tod von berühmten Persönlichkeiten auf das kulturelle Gedächtnis auswirkt.

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Der Tod dieser Stars löste die meisten Reaktionen aus

Goldenberg analysiert also für die Website The Pudding Wikipedia-Daten, um einen Highscore zu erstellen. Zwei Aspekte interessieren ihn besonders: Welcher Tod verursacht den prozentual stärksten Anstieg an Wikipedia-Aufrufen? Und: Wie lange hält sich das Interesse, bis die Seitenaufrufe innerhalb von 48 Stunden wieder ein normales Level erreichen?

Die Ergebnisse sind überraschend. Die Liste führt nämlich ein Name an, der wahrscheinlich vielen Menschen wenig sagen wird: Kate Spade. Um über 160.000 Prozent nahmen die Seitenaufrufe der verstorbenen Modedesignerin aus New York im Juni 2018 zu: von durchschnittlich 2.117 Aufrufen zu fast 3,5 Millionen. Dicht gefolgt wird sie von Chester Bennington, dem ehemaligen Sänger von Linkin Park. An die 11 Millionen Views von Prince kommt aber kein Star heran, nicht die Rap-Legende Prodigy, der mit Mobb Deep die 90er prägte, nicht Physiker Stephen Hawking, nicht Lil Peep und auch nicht DJ Avicii.

Doch es ist die zweite Frage von Goldenberg, die noch mehr darüber verrät, welche Todesfälle Menschen im Internet besonders nachhaltig beschäftigen. Nur eine Woche nach dem Tod von Carrie Fisher, die Prinzessin Leia in Star Wars gespielt hat, kehrten ihre Seitenaufrufe wieder auf den Normalzustand zurück. Bei Prince dauerte es immerhin sieben Wochen, bis Menschen sich nicht mehr verstärkt auf Wikipedia informieren wollten.

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Graphik zur Aufrufhäufigkeit der Wikipedia-Seiten verstorbener Persönlichkeiten

So stellt Goldenberg die schlagartig steigenden Aufrufzahlen bei Wikipedia dar. Der Ausschlag auf der Wikipedia-Seite von Rockstar Chris Cornell hat auch etwas mit Chester Bennington zu tun. Nur zwei Monate nach dem Suizid von Cornell begang auch Bennigton Suizid | Bild: Screenshot | The Pudding

Der Tod anderer Menschen hallte offenbar länger nach. Über 13 Wochen dauerte es, bis sich die Aufrufe der Wikipedia-Seite von Rap-Legende Prodigy normalisierten. Und bei einigen Todesfällen hielten die erhöhten Aufrufzahlen noch länger an. Dazu gehören neben Musikern Chester Bennington und XXXTentacion auch der TV-Koch und -Moderator Anthony Bourdain, dessen Seitenaufrufe um 73.686 Prozent stiegen.


Bei Motherboard: Der Schlüssel zu ewigem Leben?


"Es gibt viele Arten, Tod zu verarbeiten", schreibt Goldenberg über seine Arbeit. "Meine ist: Die Reaktion der Öffentlichkeit zu quantifizieren." Doch die Analyse zeigt auch etwas anderes deutlich: Besonders Suizide (Bourdain, Bennington) und tragische Unfälle (Schauspieler Anthony Yelchin) sind es, die das Netz nachhaltig prägen. Die Millionen Menschen dazu bringen, eine Antwort zu suchen – und die auf Wikipedia ihre Spuren hinterlassen.

Bei Depression oder akuten Suizidgedanken gibt es zahlreiche Stellen, die professionelle Hilfe anbieten und das eigene Leid lindern helfen. Die Hotlines sind Tag und Nacht erreichbar. Auch wer Opfer von Mobbing wird, findet in Deutschland bei vielen Stellen Hilfe.

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