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Zoll

Jemand schickt verweste Schlangenköpfe nach München

"Beim Öffnen schlug den Beamten schon ein extremer Verwesungsgeruch entgegen." 
Foto: Hauptzollamt München

Ach, das Fress-Paket aus der Heimat! Wenn du weit weg von deinem Geburtsland lebst, dann gibt es nichts Schöneres, als ein großes, von der Mutter liebevoll gepacktes Paket mit dem Besten zu bekommen, was du von zu Hause kennst und liebst.

Nur blöd, wenn dein Paket aus kiloweise verwesenden Fischen, Insektenlarven und abgehackten Schlangenköpfen besteht.

Genau so ein Paket ist jetzt aber schon zum zweiten Mal in diesem Sommer beim Münchner Zoll angekommen. Auf dem Röntgenbild konnten die Zöllner nicht erkennen, was die Gegenstände in dem Paket aus Nigeria sein sollten. Also öffneten sie es. "Beim Öffnen schlug den Beamten schon ein extremer Verwesungsgeruch entgegen", sagte eine Sprecherin des Hauptzollamts München gegenüber VICE. Dann entdeckten ihre Kollegen rund 20 halbverfaulte Schlangenköpfe. "Schlangenköpfe sind in Nigeria und dem afrikanischen Raum Delikatessen", sagt die Sprecherin .

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Aus der Sendung aus dem August | Foto: Hauptzollamt München

Im Zollamt Garching-Hochbrück haben sie damit mittlerweile Erfahrung, seit sie Mitte Juni schonmal ein sehr ähnliches Paket aufmachen mussten, damals allerdings aus Sambia. In dem fanden sie dann außer den Schlangenköpfen noch die eingangs erwähnten verwesten Fische und einen Haufen verfaulter, Insektenlarven. Die Larven stammen von Mopane-Würmern – eigentlich Raupen, die im ganzen südlichen Afrika ein beliebter Snack sind.


Übrigens, in China essen sie auch gerne Raupen:


Bei den Schlangenköpfen in beiden Paketen handelte es sich um Köpfe von Riesenschlangen oder Boas, die unter dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen geschützt sind und gar nicht nach Deutschland eingeführt werden dürfen. "Da keine artenschutzrechtlichen Dokumente vorgelegt werden konnten, wurde die Sendung beschlagnahmt", erklärte der Zoll in einer Pressemitteilung.

Aber auch wenn die Schlangen erlaubt gewesen wären, hätte der Zoll sie aus tierseuchenrechtlichen Gründen nicht weitergeschickt – man darf nicht einfach so fremde Tiere oder Teile von fremden Tieren in Deutschland einführen. Beide Sendungen wurden also vernichtet.

Die Pakete gingen übrigens an zwei verschiedene Empfänger, beide leben in München. Ärger bekommt keiner von ihnen – der Empfänger der zweiten Sendung konnte sie sich (ohne Köpfe) sogar noch abholen, da das Paket außer den Schlangenköpfen noch "diverse 'Non-Food-Artikel" enthielt, wie der Zoll sich ausdrückt.

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Die Zöllner sind einiges gewohnt, was vergammeltes Essen angeht. "Wir haben am Flughafen München auch schon 24 Stunden lang ungekühltes Hack aufgefunden", so die Sprecherin. "Da riecht man dann schon, dass da etwas nicht stimmt. Das sind dann eben so Delikatessen."

Dass solche Geschichten einem nicht unbedingt Lust auf den Job als Zöllner machen, sieht man beim Zoll offensichtlich anders. Unter beiden "Verweste-Schlangenköpfe"-Pressemitteilungen findet sich derselbe Aufruf:

"Schule beendet - was dann? Eine Ausbildung beim Münchner Zoll! Wer sich gerne mit Themen wie Artenschutz, Steuererhebung und vielem mehr auseinander setzen will, kann sich beim Hauptzollamt München noch bis zum 22.09.2017 bewerben. (…) Nähere Infos findest du unter talent-im-einsatz.de."

Also, frisch ans Werk! Auch du kannst aktiv zum Artenschutz beitragen, indem du verwesende Schlangenköpfe und mit gammeligen Raupen garnierte Fischkadaver in einen Verbrennungsofen schiebst!

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