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Wie zur Hölle ist der tote Maulwurf in das Fischmaul gekommen?

Ein Angler aus Missouri hat einen sehr seltenen Fang gemacht. Obwohl der Maulwurf noch "ziemlich frisch" aussah, kam für ihn jede Hilfe zu spät. Biologen erklären uns, wie er überhaupt im Rachen des Barschs enden konnte.
Dieser Barsch war es nicht | Bild: Flickr | Curtis Fry | Lizenz: CC BY-NC 2.0

Monroe Mackinney hat in seinem Leben schon viele große Fische an Land gezogen. Doch als der Angler aus dem US-Bundesstaat Missouri Ende Mai einen Barsch aus dem Teich seiner Eltern fischte, war die Überraschung groß: Denn im Rachen des Fischs steckte ein ertrunkener Maulwurf. Die makabre Todeszene teilte der aufgeregte Angler jetzt auf Instagram.

"Ich drückte seinen Kiefer auf, um meinen Haken zu entfernen und da sah ich etwas in seinem Maul", erzählt Mackinney The Sun. "Erst zögerte ich, den Haken zu entfernen, doch bei genauerem Hinsehen merkte ich, dass da ein Maulwurf im Fischmaul steckte." Der 22-Jährige schätzt, dass das Tier erst ein paar Tage tot war, da es noch "ziemlich frisch" aussah.

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So ungewöhnlich dieser Fund auch ist: Viele Fische haben tatsächlich einen sehr eigenwilligen Speiseplan. So ergab eine Studie, die 2013 im Fachjournal Ecology of Freshwater Fish erschien, dass einige Süßwasserfische wesentlich öfter Säugetiere fressen, als man bisher annahm. Das Paper hatte über einen Zeitraum von 13 Jahren dokumentiert, dass Regenbogenforellen und die Arktischen Äschen sich regelmäßig von Spitzmäusen ernähren.

Die Studie beschreibt, dass die Fische sich vor allem auf Spitzmäuse konzentrieren, wenn diese gerade besonders viele Nachkommen hatten. In diesen Zeiträumen fanden die Forscher bei 25 Prozent der Forellen und Äschen, die über 30 Zentimeter lang waren, Spitzmäuse im Magen vor. Die Wissenschaftler sind jedoch nicht sicher, ob die Mäuse durch Überschwemmungen ins Wasser gespült werden oder ob die Fische aktiv Jagd auf die Nager machen.

"Vor allem Forellenbarsche [wie der, den Mackinney gefangen hat] sind dafür bekannt, verschiedene kleine Säugetiere zu fressen. Das ist unter Anglern schon seit Langem bekannt", erklärt Daniel Schindler gegenüber Motherboard. Der Professor für Gewässerökologie an der University of Washington ist einer der Autoren der Studie.

Tatsächlich scheint die Vorliebe der Fische für kleine Nager unter passionierten Anglern wohl bekannt zu sein: So bieten Fachgeschäfte für Anglerbedarf eine große Auswahl an mausförmigen Ködern an. Einige begeisterte Fischer haben sogar Videos davon gedreht, wie sie lebendige Mäuse an Barsche verfüttern.

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Der Maulwurf-Fund hingegen ist auch für die Experten eine Neuheit: "Das ist ein tolles Foto. Ich habe noch nie davon gehört, dass Maulwürfe von Barschen oder anderen Fischen gefressen werden, aber es überrascht mich nicht", erklärt Peter Lisi gegenüber Motherboard in einer E-Mail. Der Hauptautor der Studie von 2013 fügt außerdem hinzu, dass Barsche viele Lebewesen fressen, die ganz oder teilweise an Land leben.


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"Ich schätze, dass ein Barsch kein Problem damit haben würde, einen Maulwurf zu verdauen, wenn der Fisch groß genug ist, ihn im Ganzen zu verschlucken. Er könnte jedoch ein Problem damit haben, die langen Vorderkrallen zu verdauen. Knorpelige Schwänze und Wirbelsäulen sind normalerweise der letzte Teil von Säugetieren, der in Fischmägen verdaut wird", erklärt er.

Lisi hat auch eine Theorie, wie der Maulwurf überhaupt ins Wasser gelangt ist. Er hält es für möglich, dass ein anderes Raubtier, beispielsweise ein Vogel, das Tier über dem Wasser fallen ließ oder dass es durch eine Überschwemmung in den Teich gespült wurde. "Manchmal schwimmen Maulwürfe auch, um ein Gewässer zu überqueren. Es sieht so aus, als ob der Maulwurf versucht, sich aus dem Fischmaul herauszugraben, daher glaube ich, dass der Maulwurf lebendig gefressen wurde. Ich denke aber trotzdem, dass der Maulwurf ertrunken ist, bevor er dem Barsch Schaden zufügen konnte."

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Wie es aussehen kann, wenn ein Maulwurf im Wasser unterwegs ist, zeigt dieses Video:

Schindler erklärt, dass Barsche scheinbar einen Appetit für kleine, flauschige Kreaturen entwickelt haben. "Manchmal fressen sie auch arglose Vögel."

Das bestätigt uns auch Tierra Curry, leitende Wissenschaftlerin am Center for Biological Diversity: "Forellenbarsche fressen alles, darunter auch Fische, Flusskrebse, Reptilien, Amphibien, kleine Säugetiere und Vögel", erklärte sie. "Wenn die Fische sich in Gegenden ausbreiten, in denen sie nicht natürlich vorkommen, können sie so die komplette natürliche Nahrungskette durcheinander bringen."

Auch wenn für den Maulwurf jede Hilfe zu spät kam, hat der Forellenbarsch den Zusammenstoß mit dem Angler scheinbar unbeschadet überstanden. Mackinney versicherte auf Instagram jedenfalls: "Der Barsch ist einfach davon geschwommen."

Titelbild: Flickr | Curtis Fry | Lizenz: CC BY-NC 2.0