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Popkultur

Ein Teenager hat drei Tage in einer Höhle mit Tauwasser und Energieriegel-Papier überlebt

Die Ausflugsgruppe seiner Uni hatte den 19-Jährigen vergessen.
Symbolhöhle mit Symbolhöhlenwanderer | Foto: darkday | Flickr | CC BY 2.0

Lucas Cavar war einer von 12 Studierenden und Unimitarbeitern, die am Sonntag, den 17. September, die Sullivan Cave im US-Bundesstaat Indiana erkundeten. Für die Höhlenwanderung teilte sich die Gruppe in zwei Teams zu je sechs Personen auf. Als Cavars Gruppe zu einer Passage mit dem Spitznamen "Rückenbrecher" gelangte, zeigte sich der Erstsemester nicht sehr begeistert von den extrem niedrigen Decken. Er entschloss sich, diesen Teil zu überspringen, und trennte sich von seiner Gruppe, um sich der anderen anzuschließen. Er sollte sie nie erreichen.

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Wie die New York Times berichtete, verlief sich Cavar schnell in dem über 15 Kilometer weiten Tunnelsystem. Als er es dann schließlich mithilfe einiger auf die Steinwand gemalter Pfeile zum Höhleneingang zurückschaffte, waren die anderen schon weg und hatten das Tor hinter sich verschlossen.


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Die Sullivan Cave befindet sich auf einem Privatgrundstück. Das Tor soll Unbefugte davon abhalten, eigenhändig in die Höhle zu gehen und sich in Gefahr zu bringen.

"Ich hatte es quasi nach draußen geschafft, war aber noch unten", sagte Cavar später gegenüber dem Indiana Daily Student.

Aber nicht nur war der 19-Jährige eingeschlossen, er hatte auch keine Essens- oder Wasservorräte mehr. Eine Plastiktüte, zwei leere Wasserflaschen, zwei Energieriegel-Verpackungen und der Helm mit Kopflampe waren laut Daily Student alles, was Cavar noch bei sich hatte. Zwar hatte er auch sein iPhone bei sich, befand sich aber zu tief in der Höhle, um Empfang zu bekommen.

"Ich war sehr verwirrt und ziemlich verängstigt", sagte er der Uni-Zeitung. "Ich brauchte ein bisschen, um meine Gefühle in den Griff zu bekommen und die Sache analytisch und sachlich anzugehen. So konnte ich erst einen Plan zum Überleben schmieden."

Er durchsuchte die Höhle und fand schließlich eine Büroklammer, die er stundenlang gegen das Vorhängeschloss rieb, um das Metall so weit runterzuarbeiten, dass er es durchbrechen konnte. Als die Sonne wieder aufging, war das Tor fest verschlossen und das Schloss intakt. Er gab sein Vorhaben auf und entschied sich stattdessen dazu, seine Kräfte zu schonen. Mit seiner Kopflampe versuchte er, aus der Höhle heraus auf sich aufmerksam zu machen, und rief acht Stunden um Hilfe. Immerhin konnte er noch die Autos der nahegelegenen Straße hören. Vergeblich.

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Um nicht zu verdursten, leckte Cavar schließlich den Tau von den Höhlenwänden und sammelte in bester Bear-Grylls-Manier seinen Urin in den Wasserflaschen. Gegen den Hunger leckte er die Verpackung der Energieriegel ab und spielte mit dem Gedanken, die umherlaufenden Grillen zu fangen und zu essen. Auf seinem iPhone schrieb er Briefe an seine Freunde und Familie für den Fall, dass er nicht lebend aus der Höhle herauskommen sollte.

"Ich will sie wiedersehen, also überlebe ich einfach, bis sie mich finden", erinnerte er sich. "Irgendwann müssen sie ja kommen, oder?"

Am Dienstag, drei Tage waren jetzt vergangen, meldeten seine Eltern Cavar schließlich als vermisst. Dienstagnacht kehrten die Leiter des Caving-Clubs zur Höhle zurück, um dort nach ihm zu suchen. Sie fanden den Teenager auf der anderen Seite des verschlossenen Tores – hungrig, erschöpft, aber lebendig.

"Der Typ, der mich in der Höhle eingeschlossen und den Schlüssel umgedreht hatte, war der gleiche, der die Höhle drei Tage und drei Nächte später aufgeschlossen und mich wieder rausgeholt hat", berichtete Cavar.

Der Erstsemester trug keine größeren Verletzungen davon und befand sich zum Zeitpunkt seiner Rettung gesundheitlich in verhältnismäßig guter Verfassung. Er dachte sogar daran, seine Hinterlassenschaften aus der Höhle zu tragen, wie es sich für einen echten Höhlenwanderer gehört. Die Leiter des Caving Clubs haben sich laut Daily Student aufrichtig bei ihm entschuldigt.

"Wir haben eine Reihe strenger Sicherheitsprotokolle implementiert, die Situationen wie diese verhindern sollen. Die sind aber nur effektiv, wenn man sich auch daran hält", schrieb der Club in einem Statement. "Unsere Leitung hat dabei versagt, sich an diese Sicherheitsvorgaben zu halten."

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