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Was es wirklich bedeutet, wenn die Regenwahrscheinlichkeit 50 Prozent beträgt

Die meteorologische Formel, die bestimmt, wie sicher es regnet, ist nicht gerade intuitiv. Aber wenn man sie einmal verstanden hat, ist man bei der morgendlichen Gaderobewahl besser gewappnet.
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Foto: IMAGO / Future Image

Man kennt das aus den letzten Jahren: Man steht in kurzen Klamotten vor der Tür, schwitzend und sonnencremeverschmiert, kurz davor, sich in die sommerlichen Temperaturen zu stürzen und einen Tag am See, Meer oder einfach im Park zu verbringen. Nur ein kurzer Blick in die Wetter-App und eine gemeldete Regenwahrscheinlichkeit um die 50 Prozent kann einem die Stimmung da noch vermiesen.

Doch eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit muss gar nicht bedeuten, dass das Fläzen im Park oder am See überhaupt gefährdet ist. Denn Regenwahrscheinlichkeit ist nicht gleich Regenwahrscheinlichkeit. Wenn beispielsweise mit einer Sicherheit von 50 Prozent Regen gemeldet ist, bedeutet das nicht, dass es die Hälfte der Zeit regnet oder auf 50 Prozent der Fläche des betroffenen Gebietes.

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In der Sprache der Meteorologen des deutschen Wetterdienstes beschreibt die Regenwahrscheinlichkeit nur die Niederschlagshäufigkeit an Tagen mit ähnlicher Wetterlage. Anders ausgedrückt: 90 Prozent Niederschlagswahrscheinlichkeit heißt: Es regnet an 90 Prozent aller Tage, die diese Wetterlage haben. Wenn also morgen zu 90 Prozent Schauer gemeldet ist, dann muss ich damit rechnen, dass es zu 90 Prozent wahrscheinlich ist, dass es unter den an diesem Tag gegebenen meteorologischen Bedingungen auch wirklich regnet. Wie lange der Regen dauert, wo genau im betroffenen Gebiet es regnet oder was es regnet, steht damit weiterhin in den Sternen.

Dabei definiert sich die Wetterlage des jeweiligen Tages laut deutschem Wetterdienst (DWD) durch ein Zusammenspiel verschiedener meteorologischer Elemente wie Luftdruck, Temperatur, Geopotential und Bewölkung. Eine bestimmte Kombination dieser Faktoren macht Regen wahrscheinlicher, etwa wenn sich ein Tiefdruckgebiet bildet oder sich Wolken verdichten.

Dass insbesondere in Europa die Leute vollkommen falsche Vorstellung darüber haben, was die von Wetterfröschen und Wetter-Apps verkündete Niederschlagswahrscheinlichkeit überhaupt bedeutet, belegte bereits eine Studie. Die meisten der Befragten verstanden unter 60-prozentiger Regenwahrscheinlichkeit die Tatsache, dass 60 Prozent aller Wetterfrösche mit Regen rechnen. Auf die richtige Antwort—60 Prozent aller Tage mit ähnlichem Wetterzustand—kamen nur 10 Prozent.

Dabei können die Definitionen von Land zu Land variieren. In den USA bestimmt sich laut Nationalem Wetterdienst die Regenwahrscheinlichkeit—Probability of Precipitation (PoP)—durch eine Multiplikation zweier Faktoren: die Wahrscheinlichkeit, dass es in einem bestimmten Gebiet irgendwo regnet (C), sowie der Anteil der Gesamtfläche, in dem es regnen wird, falls es überhaupt regnet (A). Die Niederschlagswahrscheinlichkeit berechnet sich also durch die Gleichung C mal A, oder auch: PoP = C x A.

Doch auch der mathematische und damit irgendwie exakter anmutende Berechnungsmodus der US-Behörde kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Regenvorhersagen immer bis zu einem gewissen Grad eine grobe Einschätzung sind. Oder, in den Worten des DWD-Präsidenten Gerhard Adrian: „Die Atmosphäre ist ein chaotisches System", und daher bleibt auch mit verbesserten Messgeräten die menschliche Vorhersagbarkeit von Wetterereignissen „beschränkt".