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Das letzte Mittel für Geld und Aufmerksamkeit: Nackte Haut

Weil den Handballerinnen vom Drittligisten MTV Rohrsen das Geld fehlt, ließen sie sich was einfallen: Nackte Haut für einen Kalender. Wird dieses zweifelhafte Modell Schule machen?
Foto: Imago

Rohrsen ist ein handballbegeisterter Ortsteil der Stadt Hameln. Der Name der Handballmannschaft „Männerturnverein Rohrsen" ist allerdings etwas irreführend. Denn beim MTV Rohrsen spielen lange nicht nur Männer. Die Erste Damen von Rohrsen spielt in der dritten Liga. Doch den Mädels fehlt es an Zuschauern, Aufmerksamkeit und vor allem an Geld.

Um diesem Problem entgegen zu wirken, machten die Spielerinnen einfachen Prozess: Sie zogen die Waffe der Frau.

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Einige Handballerinen ließen sich für einen Kalender nackt fotografieren. Dieser wird zu Gunsten des Vereins unter dem Motto „Sex sells" verkauft. Doch die Mädels mussten sich nicht splitterfasernackt vor die Kamera stellen, themenbezogenes Bodypainting zierte die Haut der Nacktmodelle.

Anstatt rumzujammern und dem Verein hilflos dabei zuzusehen, wie er langsam in den Ruin rutscht, packten die Mädels das Problem beim Schopf und starteten das Projekt. Eine verdammt mutige und selbstbewusste Aktion, welche die gewollte mediale Aufmerksamkeit schnell hervorrief. Online-Portale wie „ran" oder „MOPO" schrieben über den Nackt-Kalender. Zudem hagelte es bei Facebook Klicks und Kommentare. Doch es kam nicht nur positives Feedback. Einige Facebook-User—vor allem weibliche—zeigten sich von dieser „billigen" Aktion enttäuscht und äußerten wüste Beschimpfungen.

Doch leben wir in einer Zeit, in der es lange kein Tabu mehr ist, als Frau Haut zu zeigen, mit den weiblichen Reizen zu spielen und sich im eigenen Körper offen wohl zu fühlen. Im Gegenteil: Solche Aktionen sprechen für ein freies, selbstbewusstes Frauenbild.

Doch wird man den bitteren Beigeschmack des Projekts nicht los. Denn offensichtlich wird man als Frau in Männersportarten immer noch nicht ernst genommen. Erst wenn die Hüllen fallen, bekommen Handballerinen mediale Aufmerksamkeit und somit Geld und Sponsoren. Auch die altmodische Rollenverteilung in der Sportbranche wird durch diese Aktion deutlich: Der Kalender ist an den männlichen Teil der Bevölkerung gerichtet. Höchst unwahrscheinlich wird sich Oma diesen Kalender in ihr Wohnzimmer hängen oder eine Karrierefrau ihren Bürotisch damit zieren.

Kur nach der gewonnenen Europameisterschaft, redete ganz Deutschland über die EM-Helden und die Zeitungen platzten vor Handball-Schlagzeilen. Doch der Frauenhandball hatte mal wieder kaum ein Fünkchen des kurzen Handballhypes mitbekommen. Erst wenn sie zu den radikalsten Mitteln greifen, bekommen die Handballerinen Aufmerksamkeit. Doch selbst dann hält diese nicht einmal lange genug, um sich den Namen des Vereins merken zu können.