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Wie man mit Dungeons & Dragons Millionen verdient

Stefan Pokorny hat sein Hobby zum Beruf gemacht und sammelt auf Kickstarter ein Vermögen für seine einzigartig aufwendigen Dungeons & Dragons-Kulissen.
Bild: Marco Silva

Burgen, Höhlen, Städte und Kanalisationssysteme—Stefan Pokorny und sein Team erschaffen komplette Welten. Spazieren gehen kann man in ihren architektonischen Kreationen nicht, und für eine Ausstellung im Museum sind sie auch nicht bestimmt: Denn Pokorny und seine Mitarbeiter kreieren nämlich fantastische Kulissen für Dungeons & Dragons Spiele.

Pokorny, der eigentlich Malerei studiert hat, ist der Gründer von

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Dwarven Forge

. Das Unternehmen produziert seit 20 Jahren Kulissen für Dungeons & Dragons Spiele. In verschiedenen Kickstarter-Kampagnen bekam Pokorny für seine Arbeiten bereits über 6,4 Millionen US-Dollar zusammen. Mehr über sein Schaffen erfährt man auch in dem Dokumentarfilm The Dwarvenaut, der am 5. August als Video-on-Demand herauskam.

Dieses Jahr startete Dwarven Forge die Kampagne Castle Builder auf Kickstarter, die der Firma satte 1,7 Millionen US-Dollar einbrachte. Im Rahmen dieser Kampagne konnte man verschiedene Bausätze bestellen, wie etwa das Haus eines Magiers, ein Torhaus, die Wirkungsstätte eines Hexenmeisters, und sogar eine königliche Festung für 1500-1950 US-Dollar. Jedes Element ist bis ins letzte Detail ausgearbeitet und wird in verschiedenen Modulen geliefert. Natürlich passen die Elemente auch zu früheren Serien von Forge.

Motherboard traf sich mit Pokorny, um über seinen Schaffensprozess zu sprechen und herauszufinden, wie er dazu kam, die klassische Malerei aufzugeben, um Burgen für

Dungeons & Dragons

zu bauen.

Motherboard: Wie alt warst du, als du anfingst, dich für Kunst und Bildhauerei zu interessieren? Und wann hast du mit den Spieldesigns angefangen?

Stefan Pokorny: Ich hab mit 12 Jahren angefangen, D&D zu spielen. Mit der Kunst hab ich erst ernsthaft begonnen, als ich auf die Highschool kam, die hatte nämlich einen Kunstfokus. Das war mit sechzehn. Gern gezeichnet hab ich aber schon als Kind. Ich war also schon immer künstlerisch veranlagt, hab dann aber erst auf der Highschool eine richtige Ausbildung erhalten.

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Gleichzeitig spielte ich permanent D&D. Das ist ja ein wahnsinnig kreatives Spiel, insofern ging das in dieselbe Richtung.

Wo hast du D&D zuerst kennengelernt? Wie bist du damals zu dem Spiel gekommen?

Ich besuchte ein Summercamp und da hatten wir einen Trainer fürs Bogenschießen, der hieß Doug. Durch Doug haben wir dann alle D&D kennengelernt. Er kam einfach mit Mantel und Gehstock an, brachte seine Bücher mit und gab uns verschiedene Rollen. Wir waren damals 12 oder 13 und haben das Spiel durch ihn kennengelernt. Wir fanden das Ganze ziemlich cool, mit diesen ungewöhnlichen Formen und diesen verrückten Spielmethoden. Seitdem bin ich nicht mehr davon losgekommen.

Du hast ja Malerei studiert, was wolltest du damals werden? Wolltest du eigentlich als freischaffender Künstler arbeiten? Welchen Karriereplan hast du ursprünglich verfolgt?

Na klar, meine Eltern sahen in mir natürlich schon den nächsten Picasso oder Michelangelo. Sie haben mich aber machen lassen mit dem Spiel, dachten sich wohl: „Immerhin ist er auf diese Weise auch kreativ und macht keinen Unsinn". 1996 hab ich dann meine künstlerische Ausbildung mit meiner Leidenschaft für D&D verbunden und das Unternehmen gegründet. Mein Impuls war einfach: „Ich kann doch Kulissen für die tollen Miniaturfiguren bauen." Vorher hatte ich diese wunderschönen und detaillierten Figuren ja schon mit Begeisterung angemalt. Aber danach konnte man sie nur auf Millimeterpapier stellen. Also entschied ich, dass ich für die dazugehörigen Landschaften sorgen würde. Da es einfach nichts Gutes zu kaufen gab, musste ich selber ran.

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Bild: Film Buff.

Und so gewann das Ganze eine eigene Dynamik: „Wir bauen diese modulare Höhlenlandschaft und reservieren uns einen Stand auf der Gen Con, 10x10 Fuß reichen aus." Nach vier Stunden hatten wir alles verkauft. Da wussten wir: Das wird ein Erfolg.

In welcher D&D-Klasse spielst du am liebsten?

Ich mag die Magier, weil die zaubern können. Und die Kämpfer, vor allem Halb-Ork-Kämpfer… ich wurde als Kind adoptiert und hab mich immer als Außenseiter gefühlt, deshalb spiel ich gern Halb-Orks. Ich bin halb-koreanisch, halb-amerikanisch und kann mich deshalb irgendwie mit dem Halb-Ork identifizieren. Mit dem Außenseiter. Außerdem mag ich auch die Hexenmeister, weil sie Magie anwenden können und kreativ sind.

Kannst du uns mal kurz den Entstehungsprozess deiner Arbeiten beschreiben: Wie entwirfst und produzierst du diese Sets?

Man fängt damit an, eine Idee zu skizzieren. Dann benutzen wir so eine weiche Spachtelmasse, um ein kleines Modell zu bauen. Auf Grundlage des Miniaturmodells bauen wir dann eine Gussform aus Gummi, mit der wir zunächst ein festes Masterelement herstellen.

Sobald das fertig ist und man theoretisch mehr davon anfertigen könnte, machen wir eines, das angemalt ist, und ein einfaches Masterelement, das nicht angemalt ist. Beide Elemente schicken wir dann nach China, wo auf Grundlage der Masterelemente eigene Formen hergestellt werden. Sie schauen sich auch das angemalte Element an, kopieren es per Hand und senden mir dann das Beispiel, als Grundlage für ihr Angebot. Also ungefähr so: „Okay, wir haben euren Master erhalten und hier ist das Beispiel, einmal angemalt und einmal nicht angemalt. 5000 Stück davon würden soundso viel kosten."

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Bild: Marco Silva.

So ungefähr läuft das ab. Mittlerweile wickeln wir ja Projekte in Millionen-Dollar-Höhe ab, aber eigentlich ist der Prozess derselbe. Wir fertigen ein Stück an und schicken es an die Fabrik. Allerdings benutzen wir heute teure Gussformen aus Metall. Die kosten mehrer tausend US-Dollar.

Oh, wow.

Von dem Geld, das wir letztes Jahr auf Kickstarter gesammelt haben, haben wir glaub ich 750.000 US-Dollar für Metallformen ausgegeben. Sehr teuer… man benötigt einen Kran, um sie anzuheben und in der Maschine zu platzieren. Und dann kann man damit die Elemente anfertigen, die wir jetzt aus unserem eigenen Werkstoff machen: Dwarvenite.

Den habt ihr selbst entwickelt, oder?

Ja, früher haben wir die Elemente aus Polyesterharz gemacht, das war aber ein bisschen zu zerbrechlich. Jetzt benutzen wir ein plastikartigeres PVC und die Kunden lieben das, weil es einfach nicht zerbricht. Du kannst die Teile gegen die Wand schmeißen. Deine Kinder können damit spielen, alles kein Problem.

Du hattest vorher mal erwähnt, dass ihr bei den Festungssets viel mit Magneten arbeitet? Wofür genau benutzt ihr die Magnete?

Naja, ich weiß nicht, wie gut du dir das Set

Castle Kickstarter

angeguckt hast. Es besteht aus Einzelelementen, die an den Wänden der Türme kleben. Wenn man also in den Turm reinschauen möchte, kann man einfach die Wand abnehmen. Und dann guckt man direkt in den Turm… das ist eine unserer bedeutendsten Innovationen. Du kannst dein Spiel in der Festung spielen, weil du die Wand abnehmen kannst, um nachzusehen, was innerhalb der Festung passiert. Die Spieler finden das großartig.

Bild: Film Buff.

Jetzt muss das alles nur noch hundertprozentig funktionieren. Wir haben schon die Prototypen hergestellt. Aber wir sind halt die ersten, die das so machen, insofern sind wir ein bisschen nervös.

Aber wir feiern das total. Eine komplett modulare Festung. Du kannst alle Ebenen rausnehmen, reingucken und damit spielen. Du kannst sie für deine Schlachten benutzen. Und wir haben sogar Ruinenelemente. Wenn man also eine intakte Wand mit einem Katapult zerstört, kann man sie durch eine Ruine ersetzen. Außerdem kannst du dank der Module die Festung auch wieder auseinandernehmen und ganz anders wieder aufbauen. Dass du die Sets immer wieder anders aufbauen und nutzen kannst, bringt einen echten Mehrwert.