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Neurologen entwickeln Technik, um Maschinen mit reiner Gedankenkraft zu steuern

Das Interface kann ins Gehirn engesetzt werden, ohne dass der Schädel geöffnet werden muss. Wenn es nach den Forschern geht, könnte es schon bald Rollstühle überflüssig machen.
Die Stentrode | Bild: University of Melbourne

Neurologen der University of Melbourne haben im Auftrag der DARPA ein Interface zur telepathischen Kommunikation zwischen Mensch und Maschine entwickelt. Damit soll es gelähmten Personen ermöglicht werden, ihre Prothesen oder Exoskelette per Gedankenkraft zu steuern. Das Besondere an der Entwicklung: Der Stent, also die Gefäßprothese, lässt sich einsetzen ohne eine Operation am Gehirn vorzunehmen.

Die Implantation der Elektrode von der Größe einer kleinen Büroklammer geschieht mittels eines einfachen Schnittes in den Nacken des Patienten. Dort wird der drei Zentimeter lange Stent über einen Katheter in eine Ader gegeben und schlängelt sich dann über den Blutfluss an die richtige Stelle im Gehirn. Ihre weiterentwickelte Version einer Gefäßprothese nannten die Wissenschaftler Stentrode. Wie der Name schon sagt handelt es sich hierbei um einen mit Elektroden überzogenen Stent.

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Die Stentrode | Alle Bilder: University of Melbourne | Mit freundlicher Genehmigung

Zum ersten Mal würde solch eine Implantation nicht durch eine komplizierte und lebensgefährliche Operation vorgenommen werden, sondern lediglich innerhalb eines kleineren Eingriffs, an einem Tag erledigt werden. Das bisherige Verfahren mit dem solche Interfaces zur Mensch-Maschine-Kommunikation eingesetzt werden, geschieht durch die sogenannte Kraniotomie, was letztenlich nur ein medizinischer Euphemismus dafür ist, dass der knöcherne Schädel des Patienten neurochirurgisch geöffnet wird, um an das Gehirn zu gelangen, wo der Eingriff erfolgt.

„Unsere Vision ist es, mit Hilfe dieses Geräts vollständig gelähmten Patienten ihre Mobilität zurück zu gebem. Dazu zeichnen wir die Gehirnaktivität auf und wandeln die Signale in elektronische Befehle um, welche wiederum zu einer Bewegung der Gliedmaßen mit Hilfe einer unterstützenden Mobilitätsvorrichtung wie einem Exoskelett führen. Im Wesentlichen handelt es sich also um eine bionische Wirbelsäule", erklärte der Neurologe und Hauptautor der Studie Thomas Oxley in der Fachpublikation Science Daily.

Für die vom US-Militär geförderte Studie setzen die Wissenschaftler den Stent in den Motorcortex von Schafen ein, das ist der Bereich des Großhirnrinde von dem aus spontane Bewegungen gesteuert werden. Nächstes Jahr soll die Stentrode dann auch an Menschen getestet werden. Und da es sich bei dem Auftraggeber um die DARPA handelt, ist der Einsatz zur telepathischen Kommunikation mit Waffensystemen sicher auch schon angedacht.