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Japanischer Energy-Drink-Hersteller möchte zum Pionier des Mond-Marketing werden

Die US Firma Astrobiotik will den Google Lunar X Prize gewinnen und nebenbei noch eine Brausedose auf dem Mond parken.
Bild: Lunar Dream | Mit freundlicher Genehmigung des Urhebers

Endlich ist es soweit. 45 Jahre nachdem Neil Armstrong und Buzz Aldrin im Sea of Traquility landeten wird der Mond zur Werbefläche. Der japanische Getränkehersteller Otsuka plant eine 1kg schwere Getränkedose aus Titan zum Mond zu schicken—gefüllt mit Sportgetränkepulver und Wünschen von Kindern. Die Dose soll auf dem Mond als extraterrestrische Außenwerbung ausharren.

Diese Mondmarketing-Mission ist vielleicht gar nicht so pervers, wie es dir auf den ersten Blick scheinen mag. Denn das primäre Ziel ist nicht das Logo des Brauseherstellers auf unserem Trabanten zu parken, sondern den Google Lunar X Prize zu gewinnen—und die 14.6 Millionen Euro Preisgeld abzusahnen. Dieses Ziel verfolgt die Luft- und Raumfahrtfirma Astrobiotic Technology aus Pittburgh mit allen Mitteln, inklusive dem neuen Sponsoring von Otsuka.

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Den X Prize wird diejenige Firma gewinnen, der es als erstes gelingt eine Nutzlast auf der Mondoberflähe absetzen kann, die dort mindestens 500 Meter selbständig zurücklegen kann und von ihrer Heldentat ein paar HD Fotos zur Erde zurücksendet. Der Bau eines entsprechenden Raumfahrzeugs und das Ticket für eine Transportrakete sind arschteuer. Und genau hier kommt Otsuka ins Spiel—die Astrobiotic rund 365.000 Euro geben, und im Gegenzug ihre Getränkedose auf dem Mond platziert sehen wollen.

Die Wünsche der Kinder sind dabei nur ein schöner Werbeaufhänger. Kinder sollen ihre Träume postalisch an Otsuka schicken. Die werden dann in eine Silberplatte geprägt, die in der Dose mitfliegt. Otsuka verspricht, dass das wie ein Preis für die Kinder sein soll, so dass sie später alle Astronauten werden wollen, um als erstes auf dem Mond ihren alten Traum aus der Dose zu bergen.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Mond als Werbeobjekt herhalten muss: Goodyear hat mit Aufnahmen von Apollo 16 seine Reifen beworben, Bridgestone mit Aufnahmen von Fahrten im Mondrover, und Axe hat den Weltraum für ihre „Keiner gewinnt gegen einen Astronauten"-Werbung abgefilmt. Es gibt sogar eine Firma die daran interessiert ist das Mondgestein so umzuschichten, dass bei einem bestimmten Lichteinfall ein riesiger, von der Erde aus sichtbarer, Schatten die Firma bewirbt.

Bild: Lunar Dream | Mit freundlicher Genehmigung des Urhebers

Eine Getränkedose als Weltraummüll macht dagegen einen fast schon schäbigen Eindruck. Klar, es liegt schon ein bisschen Müll auf dem Mond herum: tote Raumfahrzeuge der Apollo-Missionen, Landevorrichtungen, zertrümmerte Raketenteile. Sogar Neil Armstrongs Stiefel nebst Kackbeutel und Müllsäcken, die die Crew nicht mit nach Haus nehmen konnte.

Der Unterschied zwischen dem bisherigen Müll und einer Dose mit Getränkepulver ist, dass ersteres Teil der menschlichen Geschichte ist und letzeres vor allem als Werbe-Gag daherkommt. Deswegen gab es in den letzten Jahren auch Bemühungen die Appollo Landezonen der nächsten Generationen vor solchem Müll zu schützen, etwa mit dem Apollo Lunar Landing Legacy Act. So soll ein Verständnis dafür bewahrt werden wie die Apollo-Missionen verlaufen sind und wie der Mond damals tatsächlich aussah.

Ein weiterer Stolperstein für Werbung auf dem Mond ist der Mondvertrag der UN von 1979. Als Teil des Weltraumabkommens verlangt der Vertrag, dass alle Körper im Weltraum ausschließlich für friedliche Zwecke genutzt werden, die dortige „Umwelt" nicht zerstört wird, und dass ihre Ressourcen allen Menschen gleichermassen gehören [solange Aliens keinen Anspruch erheben].

Ob eine Dose Getränkepulver den Mondvertrag verletzt ist bisher noch unklar, wobei die Aktion schon etwas nach einer fragwürdigen Verwendung der Mondlandschaft aussieht. Die Mission von Astrobiotic soll nicht vor 2015 starten. Wir werden also sehen, welche Nutzlast sie am Ende auf den guten alten Mond werden bringen können.