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Wie Nordkorea den Krieg gewinnen wird

Ein in Südkorea geborener NATO-Soldat erzählte uns einige Insiderinfos über die Verteidigungspläne seiner Heimat im Falle einer nordkoreanischen Invasion.

Von all den totalitären Scheißlöchern, die damit drohen, irgendwann eine Atomrakete abzufeuern, ist Nordkorea locker das Land mit der größten Klappe. In der Vergangenheit haben wir ziemlich gründlich über den endlosen

Missbrauch der Leute durch das Regime

, seine

beschissenen Freizeitparks

und

diesen insgesamt gruseligen Big Brother-Staat

berichtet. Diesmal haben wir einen detaillierten Bericht von einem in Südkorea geborenen NATO-Soldaten mit engen Beziehungen zur südkoreanischen Armee bekommen. Er erzählte uns einige Insiderinfos über die Verteidigungspläne seiner Heimat im Falle einer nordkoreanischen Invasion und wieso sie ziemlich gefickt sind, wenn sich der Norden entscheiden sollte, über die Demarkationslinie zu marschieren. Es stellt sich heraus, dass die nordkoreanische Armee kein Rudel unterernährter Bauern ist, wie die meisten von uns dachten, sondern eine Horde gottloser Supersoldaten, die gegenüber ihrem geliebten Führer extrem loyal sind. Sie bauen nicht nur unterirdische Tunnel, die sich bis ins südkoreanische Territorium erstrecken, in das sie mit für westliche Armeen unbekannter Brutalität vorstoßen werden, nein, sie können auch tagelang schwimmen, Menschen gezielt zwischen die Augen schießen und für Jahre geduldig in Höhlen warten, um Seoul in tausend Stücke zu reißen.

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VICE: Also, wo stationiert Südkorea all seine Soldaten?

Anonymer Soldat:

Während der südkoreanischen, 24-Monate andauernden Marine-Wehrpflicht patrouillieren sie entlang einer Stellung in der DMZ (der entmilitarisierten Zone). Eine Kompanie setzt sich aus rund 120 Infanteristen zusammen, die Südkorea vor einer möglichen Invasion durch den Norden verteidigen. Es ist der am stärksten befestigte Ort auf Erden, mit ungefähr 10 Millionen scharfen Landminen.

Was sind das für „Stellungen“?

Es ist ein Defensivpunkt in der DMZ. Sie lernen davon jeden Zentimeter durch ständiges Patrouillieren kennen und richten auch die Koordinaten ihrer Artillerie darauf aus.

Sind sie immer auf eine Invasion vorbereitet?

Oh ja. Es ist wie in Israel.

Wie würde es aussehen, wenn es geschehen würde?

Der Geheimdienst schätzt ihre Armee auf rund 1,2 Millionen Infanteristen, die die Grenzen an verschiedenen Punkten angreifen würden. Wegen all dieser im Laufe der Jahre aufgestellten Landminen, denken wir uns, dass sie eine Schneise zum Angriff für ihre Truppen schlagen werden, um durch den Einsatz von Artillerie und zahlenmäßiger Überlegenheit vorzurücken, was bedeutet, dass die ganze Grenze gefährdet ist. Wenn die Linie durchbrochen wird, sind wir ziemlich gefickt. Die Anweisungen für die Südkoreaner lautet, ihr Stellung sieben Minuten lang zu halten—nicht mehr und nicht weniger.

Sieben Minuten klingt sehr genau.

Das ist genau die Zeit, die es braucht, um Bomber auf Position zu bringen, damit sie die Grenze direkt bombardieren können. Deshalb nennen sie ihre Stellungen oft das „Grab“. Es ist schließlich eine Selbstmordzone.

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Das ist ziemlich krass. Woher kommen die Jets genau?

Jets würden nach dem vorliegenden Plan aus Okinawa und Guam kommen. Es gibt auch einige US-Flugzeugträger, die im Pazifik stationiert sind. Aber wenn die Jets starten und ihre Bomben abwerfen, wird es keine Flugplätze zum Landen und Tanken in Südkorea mehr geben, weil alle Flugplätze strategische Ziele Nordkoreas sind und alle schweren Geschütze des Nordens die Reichweite haben, sie leicht zu treffen. Deshalb hat die südkoreanische Luftwaffe streng geheime Landezonen auf den Autobahnen im ganzen Land, die dafür ausgestattet sind, Flugzeuge zu betanken und neu zu bewaffnen. Aber anscheinend kennen nordkoreanische Spione alle diese Autobahnen sowieso bereits.

Also im Grunde ist jeder gefickt und der Verteidigungsplan hoffnungslos.

Es erwartet sowieso niemand, dass diese Kompanien lange durchhalten. Es ist ein reiner Poker. Ihr Stellungen werden nicht nur in ihre Einzelteile bombardiert, sondern man darf nicht vergessen, dass Nordkorea ungefähr 130.000 gut ausgebildete Spezialeinheiten hat, die wahrscheinlich schon im Landeanflug auf die südkoreanischen Küste sein werden, um dort ein paar Ärsche treten.

In den Arsch treten? Wie?

Sie werden etwas tun, das sich „Förderung des allgemeinen Chaos“ nennt, eine militärische Taktik, die den Kampfwillen deines Feindes erschüttert, indem du psychologische Ziele wie Rathäuser, Polizeireviere, Radiosender, Kläranlagen, Krankenhäuser, Züge und sogar Lebensmittelgeschäfte angreifst. Es gibt auch gesicherte Informationen darüber, dass einige nordkoreanische Truppen südkoreanische Uniformen verwenden werden, um die Menschen zu verwirren. Darüber hinaus gibt es die Tunnel.

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Was meinst du mit „die Tunnel“?

Man hat diese durch die Nordkoreaner gebauten Tunnel gefunden, ich habe sie selbst gesehen, und diese reichen vier Kilometer in südkoreanisches Territorium. Wir reden hier von Tunneln, die breit genug sind, um jede Stunde ein ganzes Bataillon durch sie durchzupumpen, das dann überallhin ausschwärmt.

Ich habe eine Menge über die Nordkoreaner und deren Untergrundarmeen gehört. Worum geht es da genau?

Die Lektion, die die nordkoreanische Armee aus dem Irak, Afghanistan und auch dem letzten Korea-Krieg gezogen hat, ist, dass die USA, Südkoreas wichtigster Verbündeter, immer die Lufthoheit hat. Deshalb haben sie Basen für ganze Divisionen unter den Bergen geschaffen, die so tief gelegen sind, dass sie selbst einen nuklearen Angriff überstehen könnten. Ganz zu Schweigen von den Glasfaserkommunikationsnetzwerken, über die sie verfügen und die die Untergrundbasen miteinander verbinden. Sie haben dort wirklich alles, was sie benötigen, wie Fabriken und Belegschaften, die Panzer, Geschütze und Munition herstellen. Sie nutzen diese Bergbasen als ständige Bunker mit Langstrecken-Haubitzen auf Bahngleisen, die sich über ganze Gebirgszüge erstrecken und unerbittliche Salven abfeuern. Bewegliche Artillerie wie diese ist ein unglaublicher Vorteil. Auch wenn die südkoreanische Armee wahrscheinlich triangulieren könnte, wo das Feuer der Haubitze herkommt, erlauben ihnen die Bahnstrecken, sich schnell neu zu positionieren.

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Das klingt alles so, als wenn sie wirklich vorbereitet sind und Südkorea es nicht ist.
Es ist eine ganz andere Gesellschaft und Auffassung. Nur um dir einen Eindruck davon zu verschaffen, wie hart und diszipliniert diese Arschlöcher sind: Etwa im Jahr 2005 ist ein nordkoreanischer Soldat übergelaufen und ergab sich der südkoreanischen Polizei in einem abgelegenen Dorf an der Nordwestküste. Als ein Geheimdienstoffizier ihn fragte, wie er dort angekommen war, sagte er, er sei geschwommen. Der Mann war ein Mitglied einer Eliteaufklärungseinheit, die ungefähr 45 Kilometer aus Nordkorea nach unten schwamm, Informationen über die südkoreanische Abwehr sammelte und zurückschwamm. Der Typ hat seiner Einheit auf dem Rückweg einfach den Laufpass gegeben. Er war schockiert, dass die Südkoreaner nicht das Gleiche taten.

Herrje.

Ein paar Jahre zuvor hatten mir südkoreanische Soldaten der Sondereinsatzkräfte, Jungs, die Operationen immer hinter den feindlichen Linien durchziehen, erzählt, dass die nordkoreanische Armee politische Häftlinge und südkoreanische Soldaten als Köder in der  Ausbildung nutzt: Sie schicken sie in den Wald und sagen ihnen, dass sie leben können, wenn sie es bis zur Grenze schaffen. Dann lassen sie ihre Soldaten sie jagen. Natürlich überlebt keiner. Nordkoreanische Sondereinsatzkräfte sind berüchtigt für das Töten mit perfekten Kopfschüssen.

Sag mir schlicht und einfach: Wie glaubst du, würde sich eine Invasion abspielen und wann?

Wenn sie jemals angreifen, wird der Süden auf jeden Fall den Luftraum beherrschen, aber sie werden einen hohen Preis dafür bezahlen. Natürlich würden China und die USA sich einmischen und durch das neue Wettrüsten auf dem Pazifik würde so ziemlich jedes Land in dem Bereich mit reingezogen werden. Wer weiß, was die Zukunft bringt. Vor Kurzem feuerten sie eine Rakete ab, um den 100. Geburtstag von Kim Jong-il zu feiern, aber die Rakete versagte. Das nordkoreanische Regime hatte gehofft, es würde Kim Jong-uns Kompetenz als Führer bestärken. Jetzt brauchen sie also ein neues Stück Hardware, um die Menschen zu beeindrucken. Und viele Experten glauben, es wird ein dritter  Atombombentest sein. Danach werden die Dinge einfach eskalieren. Er sieht schon jetzt schwach und unsicher aus und das ist ein schlechtes Zeichen.

Illustrationen von Jordana Globerman