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Laut Kennedy ist ein großes Problem in der Bekämpfung des Menschenhandels, dass die Verbrecher das Internet auf ihrer Seite haben. „Die Technologie hat Zuhältern ein größeres Publikum beschert und damit ihre Arbeit erleichtert", sagte sie. „Sie können leichter Opfer transportieren, sie leichter rekrutieren, und so weiter." Die Behörden müssen allerdings erst noch Werkzeuge entwickeln, um die riesigen, offenen digitalen Netzwerke zu nutzen, über die Zuhälter, Freier und Opfer verbunden sind. Laut Kennedy haben die meisten Behörden das Problem, dass sie einfach keine Zeit für Innovationen haben.Im Anfangsstadium sollte Traffic Jam eine Methode liefern, die endlose Datenflut über die weltweite Prostitution zu organisieren. Früher wurden Kleinanzeigen in Printmedien genutzt, um mit Bildern von leichtbekleideten Frauen für unausgesprochene Dienste zu werben. Digitale Medien sind diesem Beispiel gefolgt. Allein auf Craigslist erscheint eine endlose Flut an Anzeigen, in denen Freiern jede erdenkliche Handlung angeboten wird. Die Frage, die sich Kennedy stellte, war, wie sie die Rohdaten in etwas verwandeln konnte, mit dem potentiellen Opfern geholfen werden konnte.Allein die Vorstellung von Menschenhandel machte mich sprachlos. Nicht nur, dass jemand immer wieder vergewaltigt wird, sondern dass es da noch Leute gibt, die daraus Vorteile ziehen und daran Geld verdienen.
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Heute, drei Jahre später, hat sich ihr Uniprojekt zu einer richtigen Firma entwickelt. Sobald die Behörden die erste Version von Traffic Jam in die Finger bekamen, fingen sie an, um mehr und mehr Features zu bitten. Damals wurde Traffic Jam als im „Forschungsstadium" eingestuft. Damit das Programm sich weiterentwickeln konnte, brauchte es dringend eine andere Umgebung, wie Kennedy erklärte. Letztes Jahr trennten sich Auton und Traffic Jam und Kennedy gründete Marinus Analytics, womit sie nun nicht nur Forscherin, sondern auch Tech-Unternehmerin ist.Marinus hat sein Büro in Pittsburgh, also teilt sich Kennedy ihre Zeit zwischen Pennsylvania und Nordkalifornien auf. Etwa 50 Organisationen verwenden die Software aktuell, darunter Behörden auf Bundesstaaten- und Lokalebene sowie landesweite Behörden wie das FBI. Die Firma behauptet aktuell, mehr als 120 Menschenhandelsopfern geholfen zu haben. Diese Zahl wirkt vielleicht wie ein Tropfen auf dem heißen Stein, doch es ist nur der Anfang für Traffic Jam und andere automatisierte Programme zur Aufspürung von Verbrechen.Kennedy ist immer noch ein wenig sprachlos darüber, dass sich ihr Uniprojekt so weit entwickelt hat. Sie ist definitiv eine Besonderheit in diesem Fach: Frauen sind zwar der Fokus der Prostitution, doch die meisten Ermittler, die mit dem Thema arbeiten, sind Männer. Seit 2012 hält Kennedy auf Konferenzen Vorträge und hilft bei der Ausbildung verschiedener Berufe. Bei ihrer ersten Ermittlerkonferenz wussten die anderen Teilnehmer nicht so recht, was sie von ihr halten sollten. „Ich war immer eine Kuriosität", sagte sie. „Ich sehe nicht aus wie ein Detective."Es ist wahr: Sie ist kein Detective. Sie ist das technologische Gehirn hinter einem Werkzeug, das die Detectives dringend benötigen. Und so lange sie die verdiente Aufmerksamkeit bekommt, wird sie auch weiterhin zu Konferenzen und Operationsbesprechungen gehen und im Hintergrund intelligent die Fäden für eine bessere Welt ziehen.MOTHERBOARD: DARPA entwickelt seine eigene Suchmaschine für das Deepweb